Zur aktuellen Bedeutung einer religiösen und zugleich staatsbürgerlichen Tugend
1. Ein Weisheitsideal, das sich aufgelöst hat
Im September 1949, also vor über 63 Jahren, betrat ich zum ersten Mal die Heimschule Lender. Über dem damaligen Haupteingang las ich das Motto der Heimschule Initium Sapientiae – timor Domini. Die Worte konnte ich übersetzen, wirklich verstanden habe ich sie nicht. Weisheit war für mein kindliches Alter noch kein Begriff und von Gottesfurcht hatte ich wohl nur eine naive Vorstellung. Aber das Motto begleitete mich durch alle Stationen meines Lebens und irgendwann kam mir die Frage: Wie kam Franz Xaver Lender ausgerechnet auf dieses Motto, da er sich doch schon als Schüler von revolutionären Umtrieben anstecken ließ? Sollte mit der „Furcht des Herrn“ (so haben wir damals übersetzt) wirklich eine ängstliche Unterordnung gemeint sein, ein phobos theou, wie die Septuaginta übersetzt, also eine Gottesphobie? Oder sollte dieses Motto uns Schüler nur gefügig machen, vergleichbar jener Übersetzung, die Schüler des Fürstenberg-Gymnasium Donaueschingen in Umlauf brachten: „Der Anfang der Weisheit ist die Furcht vor dem Direktor“? Hat man uns in den frühen fünfziger Jahren, mit denen die Adenauer-Ära begann, diese Unterordnung nicht systematisch anerzogen? Verwunderlich ist das nicht, denn dieses Weisheit-Angst-Motto hat eine große Karriere hinter sich. Franz-Xaver Lender lernte es wohl in Freiburg kennen, wo schon 1496 das Studentenheim „Sapienz“ gegründet wurde. Wie viele andere Anstalten konnte es sich wohl nicht dem noch älteren und hochprominenten Vorbild in Rom entziehen, der 1303 von Bonifaz VIII. gegründeten Universität, die noch heute „Sapienza“ genannt wird. Sie alle entschlüsselten die Furcht vor dem Herrn wohl als Ehrfurcht vor Gott.
In der Vergangenheit wurde über Weisheit viel geschrieben; heute scheint die Literatur dazu zu versiegen. In einem hochaktuellen und umfangreichen Buch von 2006 (P. Prange, Werte von Plato bis Pop, 752 S.) werden insgesamt vierzigWerte verhandelt; die Weisheit kommt nicht mehr vor. Auf einen gelehrten und wissenslastigen Vortrag über die Vergangenheit möchte ich nicht ausweichen. Also versuche ich, den Stier bei den Hörnern zu packen: Warum wissen wir nicht mehr so richtig, was Weisheit eigentlich ist? Ist Weisheit eine der Grunderfahrungen, bei denen wir alle zu wissen meinen, was es ist, bei konkreter Nachfrage aber verstummen (Augustinus exemplifiziert das Problem bei der Zeit)? Gewiss, Weisheit hat mit Wissen zu tun; das war unser Zugang als Schüler in der Mittelstufe. Später dämmerte uns, dass es so etwas wie Bildung gibt. Diese Basis hielt, bis man seit 1968 den klassischen Bildungsbegriff als bürgerlich entlarvte. Gut, inzwischen hatten wir die Weisheit als Tugend kennengelernt, aber bis weit in die 1990er Jahre hatten im öffentlichen Bewusstsein auch die Tugenden ausgespielt. Der klassische Tetraeder von Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß war bis zur Neige geleert.
Dennoch blieb für mich eine Kernaufgabe der alten Weisheit intakt. Irgendwann in der Oberstufe hatten wir gelernt, nach Aristoteles und Thomas von Aquin sei Weisheit die Kunst, die Dinge, das Wissen und schließlich das Leben zu ordnen (Sapientis est ordinare).Wir fügten damals hinzu: Ein Weiser (an die Frauen dachten wir noch nicht) verliere das Ganze nicht aus den Augen, behalte in allem den Überblick, und sei sich seiner Grenzen bewusst. Von daher haben wir auch gelernt (ich sage es im dankbaren Rückblick), dass zur Weisheit neben Wissen und Übersicht auch Gelassenheit und die notwendige Selbstdisziplin gehören. Weise können, so meine spätere Folgerung, in souveräner und existentiell verarbeiteter Weise mit Vielfalt umgehen und sie in eine Einheit ordnen. Uns war klar (und damals noch unbestritten), dass der christliche Glaube diese Einheit garantiert.
Wir könnten hier Franz Xaver Lender ins Spiel bringen, der in seinem Wirken eine bewundernswerte Vielfalt entwickelte. Als Schüler war er schon politisch engagiert, später Abgeordneter des Reichstags. Als erwachsener Mann hat er eine Schule, aber auch eine Bank, ein Nonnenkloster und ein Heim für notleidende Kinder gegründet. Offensichtlich war all dies nicht nur politisch und sozial, sondern auch religiös motiviert. Was hätte uns junge Menschen mehr überzeugen können? Doch davon hörten wir wenig. Wir wurden weit stärker auf eine passive, lerneifrige und gehorsam hörende Weisheitspraxis hin trainiert. Das mag verständlich sein, denn trotz aller Zwischenrufe war die Idee eines überschaubaren Gesamtwissens noch wirksam. Zudem galten unter dem hochangesehenen Pius XII. die letztgültigen Ideen zu Gott, Mensch und Welt noch durch den römischen Fels garantiert.
Dieses statische Weisheitsideal, das doch recht eng mit verstaubten Bibliotheken verknüpft war, löste sich bald in Rauch auf (man denke an das Buch Im Namen der Rose von Umberto Eco). Seit den 1950er Jahren steigerte sich das wissenschaftliche Weltwissen dramatisch und die Akzente verschoben sich auf einen praktischen, technisch anwendbaren Erkenntnisgewinn, der immer unübersichtlicher wurde. Ein instrumentalisiertes Weltverhältnis setzte sich durch, in Anforderung und Praxis mit enormer persönlicher Leistungssteigerung verkoppelt. Die Fortschrittsideologie feierte ihre sichtbaren Triumphe. Philosophie und Theologie zogen sich zurück, fixierten sich auf Fragen überholter Gesellschaftsstrukturen, halbierter Aufklärung und allseitig wirksamer Ideologien. Über die große Frage, was wir langfristig eigentlich wollen, ohne unseren Lebensraum zu zerstören, hätten wir schon lang vor 1972 nachdenken müssen, als der Club of Rome zum ersten Mal Alarm schlug und Hans Jonas sich mit seinem Buch Prinzip Verantwortung (1979) warnend zu Wort meldete. Doch für die Weisheit schien alles zu spät zu sein. Die neue Losung lautet – gut gemeint, aber ziemlich orientierungslos und in komplizierte technische Rechenwerke verschlüsselt – „nachhaltiges Handeln“. Es ist, als hätte sich die Frage nach der Weisheit still aus dem öffentlichen Diskurs verabschiedet.
2. Um Weisheit kämpfen
Eine Wende kam mit dem Ende des Kalten Krieges 1989/90, als der Ost-Westkonflikt mit seiner uns allen verordneten Todesangst die ordnende Wirkung verlor. Die wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Weltsysteme gerieten ins Chaos; weltanschauliche oder religiöse Orientierungen aber nicht mehr in Sicht waren. Das große neue Schlagwort, vorher schon bekannt, aber jetzt in aller Munde, hieß „Postmoderne“. Was das genau ist, wissen nicht einmal die Kulturtheoretiker. Ich spreche davon, dass es der Moderne jetzt gelingt, selbstkritisch und mit Distanz über sich nachzudenken; das Ergebnis ist alles andere als berauschend: Die „großen Erzählungen“(J. F. Lyotard), d. h. die großen ordnenden Kategorien und Interpretationszusammenhänge der Neuzeit sind zerschlissen, man denke an Begriffe wie Fortschritt, Aufklärung, Wissenschaft und Vernunft. Man muss nicht groß in der Philosophie oder Kulturtheorie bewandert sein, um das zu verstehen. Denn die Erfahrung des Ungenügens setzt sich von Generation zu Generation massiver durch: Das Weltwissen ist explodiert und die Wissensmenge vermehrt sich in rasanter, exponentiell gesteigerter Geschwindigkeit. Die weltanschaulichen Angebote pluralisieren sich. Prägende Lebensstile lösen sich von ihren angestammten Kulturräumen, werden also ortlos. Die räumliche und gesellschaftliche Mobilität nimmt im Weltmaßstab zu und der Kosmos der Kommunikationsmedien hat sich verselbständigt. Bill Gates verstieg sich schon vor Jahren zu der Behauptung, wir seien von Raum und Zeit unabhängig geworden. Dieser Prozess macht ratlos, weil wir nicht wissen, wohin er uns führt.
Was ist jetzt zu fordern? Sparsamkeit, Entschleunigung, der besonnene Einsatz der natürlichen und menschlichen Ressourcen? Ich meine, dass wir grundsätzlicher ansetzen müssen; Weisheit wird wieder zum Thema. Wir brauchen wieder die Kunst, die Welt in großer Selbstdisziplin zu ordnen, eine neue Sprache der Bescheidenheit und Verhaltenscodes der Selbstverantwortung zu schaffen. Überlebensnotwendig wird ein neuer weltweiter Bezugsrahmen für unsere Kulturen und unser Handeln, und wo anders müssten wir ihn einüben, als in der Schule. Gegenüber früher gibt es allerdings einen Unterschied. Die Tugend der Weisheit hat ihre Ursprünglichkeit und Urtümlichkeit verloren; der gelehrte Alte und die archaisch weise Frau sind vergangen, denn Weisheit ist kein erhabenes, am Ende geschenktes Ziel mehr. Vielmehr müssen wir uns mit Mühe und Zielstrebigkeit einen neuen Weisheitstyp, ein ganzheitliches und integrierendes Denken erarbeiten. Wenn uns das nicht gelingt, verliert unsere Kultur ihre Fähigkeit zur Integration. Diese neue Weisheit muss gestärkt, pädagogisch gestützt, mit den Instrumenten des Lernens und Übens professionell ermöglicht werden. Darin scheint mir eine ganz große Aufgabe der Erziehung und der Pädagogik zu liegen. Wir müssen mehrere Ziele zugleich anstreben:
– Integrationsrahmen für alles Weltwissen und alle Welterfahrung. Dies verlangt professionelle Auswahl der zu lernenden Erscheinungen und Gegenstände, zugleich deren Vernetzung, also paradigmatisches Lernen und das Lernen des Lernens selbst. Es ist die Weisheit der ordnenden Wahrnehmung, zu deren Einübung die Pädagogik unverzichtbar ist.
– Das synchrone Zusammenspiel mit Menschen, die es gelernt haben, mit hoher Selbstdisziplin an der Integration ihres eigenen Selbst zu arbeiten. Denn nur unter dieser Voraussetzung kann es gelingen, der entgrenzten Kommunikations- und Informationsflut zu widerstehen und zukunftsfähige Arbeit zu leisten. Dass eine solche Persönlichkeitsbildung ebenfalls einer pädagogisch professionaler Unterstützung bedarf, brauche ich hier nicht näher auszuführen. Daran ist heute bewusst zu arbeiten, weil sich nicht nur zahllose Wissens- und Erfahrungsgebiete, sondern – zumal bei jungen Menschen – zahllose Rollenspiele verselbständigt haben, die vor fünfzig Jahren nicht in den gängigen Wissenskanon und den tagtäglichen Verhaltensablauf integriert wurden.
– Einen Verständnisrahmen für die Vielzahl der Religionen und weltanschaulichen Systeme, die uns heute zur Auswahl angeboten sind und die Wirklichkeit verschieden deuten. Das Christentum ist nicht mehr selbstverständliche Orientierungsgrundlage und selbstverständlich ist nicht einmal mehr was Christsein bedeutet. Schon in den 1970er Jahren sprach P. Berger vom „häretischen Imperativ“, also dem Zwang, dass wir Weltanschauung oder Religion durch eine bewusste Auswahl treffen müssen. Dabei gehörte es doch vor dieser Zeit zu einer Religion, dass sie ihre eigene Selbstverständlichkeit mit sich bringt; wir sprachen wie selbstverständlich von Glaubensgewissheit. Auf dieser Ebene macht sich eine tiefe Verunsicherung breit. So stellt sich Weisheit nicht mehr als Folge eines gut funktionierenden Glaubens ein, wie unser Lender-Motto nahelegt. Im Gegenteil, wir brauchen einen weisen Bezugsrahmen, innerhalb dessen wir unsere Religion einordnen und auf andere beziehen können. Die Erziehung zu Religion muss der Religion selbst vorausgehen. Dass eine gute Religionspädagogik dies schon lange tut, steht für mich außer Zweifel. Nur sollten wir uns der Änderungen bewusst sein, die wir vollzogen haben, statt stets mit schlechtem Gewissen „häretisch“ zu handeln.
Sie mögen meine Argumentation als ein hochriskantes Spiel betrachten, das die alte Weisheit aufs Altenteil befördert und zugleich der Religion vorordnet: Mache ich eine postmodern offensive Weisheit zum Anfang der Gottesverehrung? Das ist nur ein erster Argumentationsschritt, dem noch zwei weitere folgen. Die Brisanz der gegenwärtigen Lage ist noch nicht hinreichend beschrieben.
3. Weisheit als Gesundungsmaßnahme
Blicken wir zurück: Bis weit in die Neuzeit hinein leuchtete die Weisheit als eine hohe und bewundernswerte Tugend, die zwar nur wenigen begnadeten Menschen zuwuchs, aber alle Frommen, besonders die Strebsamen unter ihnen, als hehre Ideal begleitete. Angesichts der Machbarkeitsideale der späteren Neuzeit verblasste sie zur schönen Zugabe, über deren Lebensnotwendigkeit allmählich Zweifel entstanden; dies galt auch für den Glauben. Wir hatten uns dem Regelwerk einer fortgeschrittenen Wissenschaft und Technik einzufügen, das unsere Lebenswelt gestaltete und die Lebensmöglichkeiten verbesserte. Dazu bedurfte es der empirischen Wissenschaften, allenfalls der Gesellschafts-, der Ideologie-, wenn nicht gar der Religionskritik. Seit 1968 konnte die Weisheit ruhig wie der Muff von tausend Jahren aus den akademischen Räumen entfernt werden. Dass der lebenstüchtige Lender seine Schule ausgerechnet unter dieses Motto stellte, war seinem ländlichen katholischen Horizont, vielleicht noch der Tatsache zu danken, dass er sich der armen Bauernjungen aus den Hochtälern des Schwarzwalds annahm. Wie viele unserer Abiturientinnen und Abiturienten (Jahrgänge 1960-2000) haben später gerne darauf hingewiesen, dass sie aus einem katholischen Internat stammen? Eine Umfrage würde sich lohnen. Daran ist nicht ihre mangelnde Dankbarkeit, sondern das öffentliche Ansehen von Religion und Kirche schuld, das sich wie im Sturzflug verringerte. Diese Geringschätzung hat sich aus zwei Gründen geändert.
Erstens:
Spätestens seit dem 11. September 2001 werden Religions- und Weisheitssysteme wieder als hochpolitische Faktoren anerkannt. Ein politisch sensibilisierter Islam hat es uns beigebracht und zugleich wieder die Bedeutung anderer Glaubenssysteme ins Bewusstsein gebracht. Einen Monat später hat dies Jürgen Habermas in einer programmatischen Rede über Glauben und Wissen öffentlich klargestellt.
Zweitens:
Diese Wende (von vielen bis heute noch nicht erkannt) war langfristig vorbereitet. Ich nenne nur das in den 1990er Jahren von Hans Küng entwickelte Projekt Weltethos, das nicht aus irgendeiner Laune entstand, sondern durch viele Fragen von weitsichtigen Politikern und Wirtschaftsführern initiiert wurde. Die langfristige Abwesenheit der Religionen in der westlichen und in der Weltöffentlichkeit konnte zeigen, wie notwendig tragende Sinnorientierungen sind, wenn es um die verlässliche Gestaltung von Gesellschaften und individuellen Lebensplänen geht.
Dieses Problem zeigt sich nicht nur in der Orientierungslosigkeit, unter der viele junge Menschen leiden, oder am ständigen Ruf nach Werten und Normen namentlich von Parteien, die an deren Destruktion kräftig mitgewirkt hatten, sondern auch am wachsenden Fundamentalismus, der sich – innerhalb und außerhalb der Kirchen, innerhalb und außerhalb der Weltreligionen – unter jungen Menschen breit macht.
Fundamentalismus im klassischen Wortsinn muss nicht unbedingt zu Gewalt führen, aber er trägt immer gewaltnahe Anteile in sich. Fundamentalismus, mag er religiös oder politisch daherkommen, hat immer damit zu tun, dass Gespräche verweigert und Auseinandersetzungen abgelehnt werden. Fundamentalisten sagen: Das ist mein fester Ausgangspunkt und darüber rede ich nicht. Das ist für mich die Wahrheit und dem, was andere denken, zolle ich keinen Respekt. Ich verstehe diesen Fundamentalismus als ein typisch spätmodernes Phänomen, als eine Art Panikreaktion auf all die weltanschaulichen Verunsicherungen, die uns auf den Leib rücken. Er ist ein Verzweiflungsakt, der die beschriebenen geistigen Defizite der Gesellschaft nicht mehr aushält; unsere Gesellschaft bietet keine allgemein akzeptierte, offene, gesprächsfähige Basis mehr, auf der sich offen, tolerant, verbindend und doch entschieden reagieren lässt. An sich müssen Weltreligionen dazu fähig sein, sonst hätten sie sich nicht durch viele Jahrhunderte, zum Teil 3000 Jahre lang entwickeln und aktuell bleiben können. Doch unter dem Druck des gesellschaftlichen Orientierungsverlusts, der auch in Judentum, Christentum und Islam hineinreicht, fehlt es heute an vielen Orten, auch in vielen kirchlichen Milieus an der regen Diskussionskultur, die uns z.B. in den frühen 1960er Jahren beseelte. Diese Verengung schadet nicht nur der Weite des christlichen Glaubens, sondern auch der Gesundheit der Seelen, der Reifung von Lebensentwürfen und der gesunden, im besten Sinn demokratischen Auseinandersetzung mit den elementaren Fragen unserer Gesellschaft in einer sich globalisierenden Welt. Der zunehmende Fundamentalismus der Gegenwart in allen Religionen und in säkularen Sektoren der Gesellschaft bildet die große Weltkrankheit und Weltgefahr unserer Tage.
Nur in einem ersten Zugriff können wir eine neue Weisheit aus den oben genannten Zwecken ableiten; wir sprachen vom Lernen des Lernens, der Integration der Persönlichkeit und der Entscheidung für eine tragfähige Weltanschauung. Dies alles lässt sich funktionalisieren, so als wolle man junge Menschen – den Techniken der Scientology vergleichbar – für ein reibungsloses Funktionieren fit machen. Gefragt ist eine neue, eben postmodern wirksame, experimental eingeübte Weisheit, die suchende Menschen aus ihrer Panik retten und sie so zu sich bringen kann, dass sie ihre Grenzen (auch die Grenzen der Welt) als Teil ihrer selbst entdecken und akzeptieren. Nur so kann ein Schutz vor vorschnellen, im Grunde engstirnigen Entschlüssen wachsen.
Es ist heute ja keine Schande und es bedeutet auch kein Bildungsdefizit mehr, wenn man die Welt nicht versteht; auch der christliche Glaube kann nicht einfach behaupten, er verstehe die Welt. Im Gegenteil, wer heute behauptet, die Welt zu verstehen, beweist nur, dass er sie nicht verstanden hat. Weisheit und Skepsis sind miteinander verschwistert und Sokrates ist wieder aktuell. Theologisch ausgedrückt: Es kommt darauf an, Gott (verstanden als Urgrund allen Seins) und die Welt endlich wieder als das große Geheimnis der Geheimnisse zu verstehen. Nur so werden wir für das Wunder der Dinge sensibel.
Diese Zurückhaltung und diese Skepsis um einer größeren Wahrheit willen wollen eingeübt sein, denn sie setzen innere Stärke und den Willen zu einer tieferen Einsicht voraus. Die großen religiösen Traditionen haben dazu immer schon angeleitet. Sie haben ausgefeilte Techniken des Schweigens und der Meditation entwickelt. Späte Abkömmlinge im 20. Jahrhundert waren die Einkehr- und Besinnungstage, Zeiten des Schweigens überhaupt, die sogar im Rhythmus eines wilden Jungeninternats ihren Ort hatten. Über Äquivalente müssen Lehrerinnen und Lehrer aus ihrem pädagogischen Fachwissen heraus entscheiden. Die Suche nach dieser neuen Weisheit macht m.E. die musischen Fächer im Bildungsgang einer Schule unverzichtbar, denn sie eröffnen Wege zu einer ganzheitlichen, zugleich selbstexpressiven und offenen Wahrnehmung der Wirklichkeit. Wer mit der Wirklichkeit umgehen kann, ohne ihr ihre Geheimnisse entreißen zu wollen, ist m.E. gegen fundamentalistische Anwandlungen gefeit. Nicht grundlos spielt die Kunst in den Religionen eine zentrale Rolle. Deren Hauptaufgabe ist es ja, über die Möglichkeit von Sprache und Analysen hinaus das je größere Geheimnis der Menschen und der Dinge zu wahren. Die neue, offensive Weisheit erweist sich an ihrer Fähigkeit, die vorschnellen Zugriffe auf Menschen, Gesellschaften und Welt unnötig zu machen.
4. Weisheit aus Glaube und Religion
Den Weg zur „Postmoderne“ beschrieb ich als einen Prozess, der geradezu gesetzmäßig abläuft, immer komplexer und deshalb unübersichtlicher und kaum mehr steuerbar wird. Umso mehr Weisheit brauchen wir, so die Folgerung, die unsere Gesellschaft vor Panikreaktionen und einem gefährlichen Fundamentalismus schützt, dies in aktiver, geradezu offensiver, aber doch nüchterner und sachkundiger Weise.
Doch diese nüchterne Gesundungsmaßnahme, die in neutrale Ruhe mündet, reicht nicht aus. Wir brauchen keine Stoiker, sondern Kämpferinnen und Kämpfer. Im aktuellen Weltgeschehen breiten sich politischer, religiöser und kultureller Fundamentalismus wie eine Seuche aus und wachsende Intoleranz bedroht unser Denken, wie wir täglich aus den Medien erfahren. Das ist eine brandgefährliche Entwicklung, die leider auch in die Religionen eingedrungen ist, Christentum und katholische Kirche leider eingeschlossen. Entschiedener Widerstand ist angesagt, denn nur mit persönlicher Entschiedenheit und Leidenschaft lässt sich diese destruktive Dynamik bekämpfen. Weisheit muss sich heute als staats- und weltbürgerliche Tugend bewähren. Zudem bin ich mehr und mehr davon überzeugt: Nur Religionen sind zu einer Leidenschaft fähig, die einer ganzen Epoche widerstehen kann. Religionen waren schon immer und sind nach wie vor die großen Moralagenturen der Welt, und es kennzeichnet alle Religionen – die christliche eingeschlossen – aus, dass sie Ungeduld, vorbehaltloses Engagement und den Willen zum Beginn freisetzen. Sie schärfen den Blick für die elementaren Beziehungen zwischen Menschen und fürs konkrete Alltagsleben; sie bürgen für eine ursprüngliche, unverfälschte Erfahrungstreue. Wie aber erfahren wir unsere Wirklichkeit konkret?
Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der FAZ, hat kürzlich ein aufsehenerregendes Buch veröffentlicht, in dem er diese Dynamik analysiert (EGO. Das Spiel des Lebens [2013]). Schirrmachers Botschaft lautet: Die Mentalität des Kalten Krieges, also die damals gnadenlose Konkurrenz mit Drohungen, Wettrüsten und NATO-Doppelbeschluss, diese gegenseitige Beobachtung und Bekämpfung auf Leben und Tod, die Westen und Osten vierzig Jahre in Atem hielt, sie ist nicht verschwunden, sondern hat die Mentalität der Finanzwirtschaft und Ökonomie mehr infiziert, als uns lieb sein kann. Solche teuflischen Prägungen lassen sich ja nicht einfach abschütteln, sondern agieren sich weiter aus. Es war die (Mathematikern bekannte) Spieltheorie, die dafür sorgte, dass die Prinzipien des Rüstungswettlaufs auf die Programme der Börsenrechner übertragen wurden. Dabei geht es um ein Spiel, das von moralischen Werten absieht und die unendliche Komplexität des menschlichen Verhaltens auf die Alternative von Gewinnen und Verlieren reduziert. Die Schwäche das Andern wird ausspioniert, gegebenenfalls bis zu dessen Vernichtung ausgenützt. Siegen wird nur, wer weder Schwäche noch das geringste Fehlverhalten zeigt. Umgekehrt gesagt: Nur die Angst macht rational. Das ist der Spitzensatz, der eine jede Humanität zerstört.
Jetzt bestimmt er zunehmend die Mentalität der Politik. Unter dem Druck des konkurrierenden „Informationskapitalismus“ mit seinen skandalisierenden Auswirkungen (nur die sensationellste Meldung gewinnt) wird gegenwärtig das öffentliche Bewusstsein überrollt. Zwar empfinden wir diesen Umschwung und gerne beklagen wir den Verlust von Normen und Werten. Aber diese Sicht ist zu oberflächlich, zu naiv. Denn inzwischen stehen wir keinem Wertemangel gegenüber, sondern befinden uns in einem massiven Wertestreit, werden von tödlichen Gegenwerten bestimmt, vorangetrieben von einer mächtigen Maschinerie der Medienwelt mit ihrer aggressiven Informationspolitik. Schirrmacher schreibt: „Es wächst ein neues soziales Monster heran, das aus Egoismus, Misstrauen und Angst zusammengesetzt ist und gar nicht anders kann, als im anderen immer das Schlechteste zu vermuten. Und nichts, was man sagt, bedeutet noch, was es heißt.“
Vor diesem Hintergrund erschließt sich mir auch der Aufruf zum Timor Domini (frei übersetzt: der Aufruf zum religiösen Engagement) neu und höchst aktuell. Eine zukunftsfähige Weisheit kann ja nicht mehr als grandiose Bildungsidee über den Wolken schweben. Sie bedarf der Einbettung in Veränderungswillen, Leidenschaft und in die Überzeugung, dass sich dieser Einsatz trotz persönlicher Nachteile lohnt. Psalm 111, aus dem das Motto stammt, propagiert ja kein Zweistufenmodell, als wollte er sagen: Werde erst fromm, bei genügender Intelligenz und Selbstdisziplin kannst du dann auch weise werden. Wie am Beginn des Schöpfungsberichts (Gen 1,1) meint das Wort Anfang zugleich Prinzip (principium). Etwas moderner und interreligiöser übersetzt: Kern und innerstes Wesen der Weisheit ist die Anerkennung Gottes. Denn diese Anerkennung entfesselt die Leidenschaft für das Gute, derer es im Widerstand gegen die gegenwärtige Entwicklung bedarf.
Die Zweiteilung von Religion und Weisheitsliebe (= Philosophie), die uns allen im Kopf sitzt, geht nicht auf biblische, sondern auf griechische Traditionen zurück. Im semitischen Raum bedeutet Weisheit gerade nicht die Kunst der abstrakten Übersicht, sondern die Lust am Konkreten und die Absicht, einem jeden Wesen den einen Platz zuzuweisen, der ihm zusteht. Meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein, heißt es an anderer Stelle (Spr 8,31). Gut stoisch wurde die griechische Weisheit aller Leidenschaft beraubt. Gewiss, die Wahrheit bedarf auch der leidenschaftslosen Analyse, wer wollte das leugnen, aber ohne Leidenschaft hat noch niemand die Welt verändert und die Eigenart von Religionen ist nicht ihre Irrationalität, wie ihr die Moderne unterstellte, sondern genau diese Leidenschaft für das Wohl der Menschen. Es ist die Leidenschaft für eine bessere Welt und für das Geheimnis. Ohne Leidenschaft werden Religionen kalt, wie Rüdiger Safranski einmal schrieb, und diese Kälte war wahrscheinlich ein Hauptgrund für die wachsenden Säkularisierungsprozesse, die im 19. Jahrhundert einsetzen. Zu fragen ist also: Welche Leidenschaften erhielten in unserer Kultur die Oberhand? Ich meine: Nur eine religiöse Leidenschaft kann die Kraft dazu aufbringen, den gegenwärtigen Verfallserscheinungen Paroli zu bieten.
Seien wir realistisch: Die Funktionalisierung der Angst, von der wir sprachen, und die Fixierung auf sie bedeuten das Ende aller Humanität, die sich immer an den Schnittpunkten von Person und Gesellschaft, von individuellen Rollen und den großen gesellschaftlichen Sektoren (Politik, Wirtschaft, Kultur) entscheidet. Auch Schulen agieren immer schon an dieser Nahtstelle, wenn sie die Konflikte wahrnehmen und auf die Auseinandersetzung mit ihnen vorbereiten. Wo es gelingt, den Schwung religiöser Leidenschaft mit einzubeziehen, sind ideale Voraussetzungen erreicht. Der spätere Kampf lässt sich in zukunftsweisenden Antiprojekten anpacken, mögen sie den Namen „Compassion“ im Sinne von Johann Baptist Metz, „Weltethos“ im Sinne von Hans Küng oder einen anderen Namen tragen.
Es geht in diesem Weisheitsprojekt also darum, dass wir die großen Grundwerte unserer Zukunft nicht in kleinbürgerlichen Perspektiven verkümmern lassen, sondern in umfassende Weltperspektiven einrücken. Begriffe wie Menschlichkeit und Personalität, Solidarität und Subsidiarität, Wahrhaftigkeit und gegenseitige Verlässlichkeit können sich ohne ihren angemessenen Lebensraum nicht wirklich entfalten. Doch ist angesichts des aktuellen Wertestreits ein letztes mögliches Missverständnis noch nicht ausgeräumt. Habe ich die „Ehrfurcht vor Gott“ richtig interpretiert? Beanspruchen die Religionen nicht oft hinderliche Einzelregeln, die eher ihrem Vorteil als dem Gemeinwohl dienen? Wird die Leidenschaft nicht oft zu Fanatismus verzerrt? Die Frage ist berechtigt. Deshalb kommt es mir darauf an, dass wir wenigstens die großen gemeinsamen ethischen Impulse der Weltreligionen freilegen und ins Bewusstsein heben. Unbestreitbar gehören zu ihnen die großen humanen Forderungen und Visionen unserer Zeit. Ich nenne Humanität und Lebensschutz, Gerechtigkeit und Versöhnung, ferner eine gegenseitige Treue, aus der allein ein Weltfriede erwachsen kann. Zusammen mit den anderen abrahamitischen Religionen arbeitet ein recht verstandenes Christentum vorbehaltlos daran, kann sogar als Vorreiter für diese Hoffnungen in Anspruch genommen werden.
Wer diese Idee einer leidenschaftlich für Frieden engagierten Religion teilt, hat wohl auch keine Mühe, eine solche Vision säkularisierten Zeitgenossinnen und Zeitgenossen mitzuteilen. Wer andere ernst nimmt und respektiert, findet auch eine verbindende Sprache. Wenn mein Verdacht stimmt, sind Religionen viel weltnaher und weltlicher als sie es gerne zugeben. So kennt etwa die ethische Kernregel, die in allen Weltreligionen zu Hause ist, keine religiöse, wohl aber eine zutiefst menschliche Konnotation: Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Kann man menschliche und säkularer reden? So fürchte ich nicht für den christlichen Glauben auch in säkularisiertester Umgebung , sofern dieser Glaube einer leidenschaftlichen und menschenfreundlichen Weisheit verpflichtet bleibt. Letztlich geht es darum, den tiefen Respekt von Mensch und Welt leidenschaftlich durchzusetzen. Dieser tiefe Respekt vor dem Geheimnis (Gottes, des Menschen, der Welt?) scheint mir der Kern jener Weisheit zu sein, die allein die Welt retten kann. Ich sage also in durchaus religiös gemeinter Abwandlung der altehrwürdigen Losung: Principium sapientiae – reverentia hominis. Der Kern aller Weisheit ist die Ehrfurcht vor dem Menschen.
Schluss
Mein letztes kleines Buch, das erst vor wenigen Wochen erschienen ist, schließt mit den folgenden Worten: „Über dem Eingang des Gymnasiums, das ich als Schüler in Mittelbaden besuchte, steht noch immer in goldenen Lettern geschrieben: ‚Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn.‘ Lange Zeit habe ich dieses Wort in dumpfer Ahnung als Anleitung zu einem latenten oder offenen Fundamentalismus verstanden. Heute schlage ich der Schulleitung vor, dieses altehrwürdige Wort durch ein noch viel schöneres Schriftwort zu ersetzen: ‚Fürchtet euch nicht!‘“ Ich hoffe, dass mir die Schulleitung wegen dieses Vorschlags nicht böse ist. Denn wer den Satz vom Timor Domini angemessen übersetzt, kommt wohl zum selben Schluss: Der Weisheit steht eine neue große Zukunft bevor.
Thesen
- Im abendländischen Universitäts- und Schulwesen hat der Psalmvers Initium sapientiae timor Domini eine lange Tradition. Er machte die fruchtbare Verkoppelung von Wissen und Glauben zum Programm. Allerdings waren die griechische und die lateinische Übersetzung des zweiten Teils (fobos qeou, timor Domini;) von Anfang an missverständlich. Zu übersetzen ist nicht mit „Furcht des Herrn“, sondern mit „Ehrfurcht (Respekt, Achtung, Pietät) vor Gott“.
- In der abendländischen Tradition gehört Weisheit neben Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß zu den vier Kardinaltugenden. Sie gilt als die Kunst, sachgemäß zu ordnen und einzuordnen (sapientis est ordinare). Diese Tugend hat an Bedeutung verloren, je mehr sich die neuzeitlichen Ideale von Fortschritt, Machbarkeit, Erkenntnis- und Leistungsgewinn durchsetzten. Das Ordnen und Einordnen wird jetzt zur sekundären Tätigkeit, der Stellenwert von Weisheit verblasst.
- Die enorme Explosion des Wissens und die verwirrende Differenzierung der Gesellschaft, ferner die intensivierten Rollenanforderungen namentlich an junge Menschen (= Eigenschaften der Postmoderne) erzwingen bewusste Gegenstrategien: Das Weltwissen ist durch Auswahl zu begrenzen, die Personalität von Kindern und Heranwachsenden bewusst zu schützen und zu fördern. Religionen sind als lebensförderliche praktische Angebote darzustellen.
- Die aktuelle Hauptfrage sollte nicht lauten: Wie können wir die alte Tugend der Weisheit retten? Sie lautet: Wie können wir in unserer Kultur der wachsenden Orientierungslosigkeit begegnen? Diese Orientierungslosigkeit ist kein moralisches, sondern ein Überforderungsproblem. Aus dieser Überforderung ist der wachsende Fundamentalismus in Christentum und westlicher Kultur zu erklären; man kann ihn deuten als Resignation und panische Reaktion.
- In der postmodernen Orientierungslosigkeit erhält die Weisheit eine neue Funktion. Sie ist nicht mehr als Strategie der edlen Harmonisierung, sondern als Kampfparole zu verstehen. Es geht um eine umfassende intellektuelle und um eine existentielle Leistung.
- Zugleich kommen Christentum und andere Religionen unterwartet neu ins Spiel. Sie gelten nicht mehr als „Privatsache“, sondern werden seit 2001 als hochpolitische Faktoren wahrgenommen. Sie bieten ein nachhaltiges Orientierungswissen, verleihen Ethnien und Gesellschaften eine starke Identität und machen Menschen widerstandsfähig gegen Prozesse innerer Entfremdung.
- Angesichts der aktuellen Globalisierungsprozesse werden solche Gegenkräfte umso dringender, denn Wirtschaft, Finanzen und Politik beerben in wachsendem Maße die Mentalität des Kalten Krieges mit einem Rüstungswettlauf, der nur Sieger oder Verlierer, aber keine Kooperation mehr kennt (vgl. Spieltheorie). Es kommt darauf an, gegen den aufkommenden „Informationskapitalismus“ (Frank Schirrmacher) ein waches und widerständiges Gegenbewusstsein zu schaffen.
- Deshalb sind die Achtung vor dem Konkreten, die Ehrfurcht vor dem Leben und der sorgsame Umgang mit Menschen offensiv ins Bewusstsein zu heben, damit die neue und kampfbereite Weisheit zum einflussreichen Faktor unseres Zusammenlebens wird (Stéphane Hessel).
- Aus religiöser Perspektive schließt die Ehrfurcht vor Gott die genannten Haltungen von Achtung, Ehrfurcht und Sorgsamkeit ein. So kommt diese Ehrfurcht nicht als ein äußeres Element zur Weisheit hinzu, sondern wird zum inneren Element der Weisheit selbst.
- Die neue Formulierung könnte lauten: Principium sapientiae – pietas omnis vitae: Der Kern der Weisheit ist die Achtung vor allem Leben.