Lange präsentierte die christliche Theologie die christliche Religion als die einzig wahre und beste aller Religionen. Dieses anmaßende Modell ist inzwischen differenzierten Vergleichen gewichen, bei denen das Christentum nicht schlecht wegkommt.
1. Was verbindet die Religionen?
1.1. Kulturelle Funktion
These 1:
Die abstrakten Größen „Religion“ und „Religiosität“ unterscheiden sich gründlich von konkreten Religionen, die es nur in der Mehrzahl und in kulturellen bzw. historischen Einbettungen gibt. „Religion“ meint die ereignishafte Bezogenheit auf eine entscheidende Wirklichkeit. „Religionen“ sind kulturell geformte Arten und Weisen, mit dieser Bezogenheit auf menschliche und menschenwürdige Weise umzugehen. Es sind die Schiffe, die den chaotischen Abgrund elementar religiöser Erfahrungen befahrbar machen.
Angesichts eines allgemeinen (befürchteten, bisweilen wirklichen) Religionsverfalls ging es im ersten Beitrag um die Rekonstruktion von „Religion“ und „Religiosität“ als einer elementaren, kulturell noch nicht ausgeformten Größe. Die Darstellung einer solchen elementaren Religion ist natürlich ein Konstrukt. Sie kann aber zeigen, welche Elemente von Religion dann heraustreten, in etwa unverzichtbar sind, wenn sich Religionen – wie im Augenblick der Fall – in einer Phase innerer Umformung befinden.
Um von dieser elementaren Religion zur christlichen Religion zu kommen, wird in der Einleitung zu diesem Beitrag noch ein Zwischenschritt gesetzt. Es geht um die phänomenologische Frage: Was ist den konkreten, kulturell ausgeformten Religionen gemein? Wie erkennt man sie, haben die gemeinsame Grundzüge? Im ersten Beitrag war davon die Rede, dass es im Kern um eine ereignishafte Bezogenheit auf eine entscheidende Wirklichkeit geht. Aber diese Bezogenheit geschieht nie an sich, sondern immer nur in konkreten Zusammenhängen (vgl. das entscheidende Ereignis bei der Taufe Jesu, das ja schon von einem bestimmten Inhalt begleitet war). Bei den wirklich alten Religionen (z.B. dem Hinduismus – seinerseits schon ein Sammelbegriff) ist ein Rückgriff auf einen solchen Beginn kaum möglich. Bei jüngeren Religionen ist das jedoch möglich, etwa beim Judentum (Moses am Dornbusch), beim Buddhismus (Bekehrungserfahrung Buddhas), beim Christentum (s. die Beiträge von M. Limbeck) und beim Islam ist das sicher der Fall. Aus diesen Ansätzen haben sich umfassende kulturelle Systeme gebildet, die wir heute Religionen nennen. Je nach ihrer Grundintention fangen sie die Impulse elementarer Religiosität auf und geben ihnen einen stabilen Rahmen, der Kontinuität erlaubt.
In der These werden die großen Religionssysteme mit Schiffen verglichen, die den Abgrund der vielfältigen, ambivalenten, teilweise gefährlichen, zu Gewalt und Fanatismus neigenden Impulse befahrbar machen, sie von ihnen tragen lassen (vgl. der Bericht von den Jüngern im Boot). Zwar ist man geneigt, stets auf das Gewaltpotential von Religionen hinzuweisen. Man kann diese Perspektive auch umkehren: Auch den Religionen gelingt es nicht immer, die menschlichen Gewaltpotentiale zu verarbeiten; leider lassen sie sich viel zu oft zur Gewaltlegitimation missbrauchen. Was aber würde geschehen, wenn es solche Agenturen der Friedfertigkeit, der Versöhnung und der Ermunterung zur Liebe nicht gäbe! Das Faktum, dass von den Weltreligionen tagtäglich Impulse der Humanisierung auf Milliarden von Menschen ausgehen, ist nicht zu überschätzen.
1.2. Die Ähnlichkeiten
These 2:
So sehr sich Religionen in Erscheinungsbild, Lebensstil und Zielsetzungen unterscheiden, so sehr weisen sie in phänomenologischer und in inhaltlicher Hinsicht Ähnlichkeiten auf:
— Riten in einem prinzipiell zweckfreien Raum, Zyklen von Fest und Fasten, Polarität von Profanem und Heiligem, Gebet/Meditation, heilige Erinnerungen und Schriften.
— Beziehung zu und Verständnis von Transzendenz, Aussagen über Mensch und Welt, ethische Regeln (vgl. „Achsenzeit“ und „Weltreligionen“).
— Auffällig ist ein (gemeinsamer) Grundbestand von ethischen Kernregeln und zentralen Grundhaltungen, die angesichts der globalen Weltbedrohung an Profil gewinnen: Schutz des Lebens, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Partnerschaft, gesteuert von der Goldenen Regel (vgl. Projekt Weltethos).
Durch viele Epochen hin haben sich die Weltreligionen (so wie auch andere Religionen) weitgehend in geschlossenen Kulturräumen entwickelt. Das führte dazu, dass sie sich je auf ihre Weise als einzigartig, als die einzig richtige und wahre Religion verstehen. In den monotheistischen Religionen ist diese Überzeugung besonders ausgeprägt. Die Diskussion zwischen Christentum und Islam ist in dieser Frage besonders markant – nicht immer zum Vorteil der Geschwisterlichkeit und Versöhnungsbereitschaft, die beiden Religionen von ihrer Botschaft her geboten ist.
Vor diesem Hintergrund ist die Entdeckung der großen und vielfältigen Gemeinsamkeiten von Religionen besonders wichtig. Sie betreffen nicht nur die Oberfläche (Riten, Feste, Gebete, Prozessionen, Umgang mit Trauer, ekstatischen Erlebnissen), vielmehr zeigen diese ähnlichen Oberflächen und Inszenierungen, dass in allen Religionen vergleichbare Fragen und Erfahrungen aufgezeigt, verarbeitet, bisweilen auch gelöst werden. Deshalb ist das gegenseitige Verständnis zwischen Religionsangehörigen auf dieser praktischen Ebene oft leicht herzustellen. Es kann und sollte ausgeschöpft werden, ohne gleich zu „tieferen“ Fragen vorstoßen zu wollen: wir feiern, beten an, bitten, hoffen, freuen uns, schweigen, fasten und vieles andere.
Eine zweite tiefe Gemeinsamkeit wird oft übersehen. Sie betrifft neben den monotheistischen Religionen auch den Buddhismus, in weiten Teilen den Hinduismus, nach meinem persönlichen Urteil auch die chinesischen Weisheitsströme. Es gibt die Bejahung einer Transzendenz. Gemeint ist damit die Anerkennung einer Wirklichkeit, die Welt und Menschheit, die gesamte uns erreichbare Wirklichkeit überschreitet, also größer ist als wir. Man kann von einer letzten Instanz, einem letzten Grund, einem letzten Ziel, vielleicht von einem letzten Karma oder Geschick reden, vielleicht auch von einem letzten Nirwana (einem „Nichts“, das jede Bestimmung überschreitet). Monotheistische Religionen sprechen von dem Einen Gott, den wir anreden können, der/die etwas will und zu dem/der es eine Beziehung gibt, die man mit Liebe umschreiben kann. Die Metapher Person ist sehr wichtig. Zugleich wissen Judentum, Christentum und Islam, dass diese allumfassende Person zugleich mehr als Person in unserem Verständnis ist. Gott ist Geheimnis, unbenennbar, unsichtbar, unfassbar. Dennoch teilt sich uns dieses Geheimnis mit und schafft uns Rettung. Verglichen mit allen anderen Religionen und mit nicht-religiösen Weltanschauungen ist die Gemeinsamkeit etwa zwischen Christentum und Islam äußerst groß. Es ist Aufgabe unserer Generation, ein Bewusstsein dieser Nähe zu fördern und zu beschützen.
Eine andere Art von Gemeinsamkeit wird vom „Projekt Weltethos“, dessen wichtigster Mentor Hans Küng ist, ins Bewusstsein gehoben. Es ist die Erkenntnis, dass die großen, im Augenblick aktiven Religionen unserer Welt wichtige Standards, Grundregeln und Normen eines friedensfähigen Zusammenlebens teilen. Erarbeitet sind: Ehrfurcht vor allem Leben (Gewaltlosigkeit), Gerechtigkeit, Wahrheit und Wahrhaftigkeit sowie Respekt vor und fairer Umgang mit anderen, insbesondere mit (physisch, mental, sozial oder kulturell) schwächeren Menschen. Dazu gehören die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau (ein Sündenfall aller Religionen), die Sorge für Kinder und Alte. Dieses Projekt ist angesichts der Weltsituation überlebenswichtig: Die aktuellen Probleme sind nur unter kooperativer Mithilfe der Religionen, ihrer kulturellen, mentalen und moralischen Impulse zu regeln. Zugleich gibt es keinen besseren Weg der gegenseitigen Annäherung als den Umweg der gemeinsamen Weltverantwortung.
1.3. Ein Grundbedürfnis
These 3:
Alle Weltreligionen scheinen von einem vergleichbaren Grundbedürfnis getragen zu sein: Welt und Menschheit sollen letztlich geordnet sein: Ma’at im Alten Ägypten, Dharma im spätvedischen Hinduismus, Tao u.ä. in den chinesischen Weisheitsreligionen, zedaqa, im Judentum, Erlösung im Christentum, Gerechtigkeit im Islam.
Diese These könnte auch im ersten Beitrag über Religion als Grenzerfahrung stehen. Was dort im Blick auf individuelle Personen beschrieben wurde soll hier – mit nur einem Gedanken – im Blick auf Gemeinschaften nachgeholt werden. Man kann ja auch fragen: Wenn alle besonderen Ideen, Formen und Leistungen der Religionen für eine Gemeinschaft zusammenbrechen würden, welche Grundfrage, welches Grundbedürfnis würde dann noch übrigbleiben? Ich gebe hier nur die These des Ägyptologen und Religionswissenschaftlers J. Assmann wieder. Ich glaube nicht, dass mit seiner These das letzte Wort zur Beantwortung der Frage gesagt ist, aber sie kann zu weiterem Denken und zu eigenen Ideen anregen. Nach Assmann (Herrschaft und Heil) sind alle Weltreligionen von einem Grundbedürfnis getragen, das – in verschiedenen Zentralbegriffen – in diesen Religionen wiederkehrt. Diese Religionen haben also alle eine gemeinschaftsstiftende und gemeinschaftserhaltende Funktion. Begriffe sind in der These genannt. Hier kann die Aufmerksamkeit auf die jüdisch-christliche und die muslimische Tradition gerichtet werden. Es ist die Gerechtigkeit, von der der Islam beseelt ist und von der her er sein Zusammenleben gestaltet. Dies ist auch der Grund für die empfindlichen Reaktionen des Islam, wenn er auf Weltebene das Prinzip der Gerechtigkeit verletzt sieht. Dies ist aber auch die „Gerechtigkeit“, die Judentum und Christentum zutiefst motiviert. Man denke nur daran, wie sehr die Fragen des Gerechtwerdens vor Gott („Rechtfertigung“) die Theologie eines Paulus, den Übergang des jüdischen Christentums in den griechischen Kulturraum und die Reformation beschäftigten. Immer geht es um die Frage: Wie und unter welchen Bedingungen können wir sagen, die Welt ist in Ordnung, mit uns ist alles in Ordnung, im letzten können wir uns, die Mitmenschen, die Welt in Vertrauen akzeptieren? Dies ist die Grundfrage aller Religionen überhaupt: Kann es sein und wie kann es sein, dass es vor Gott um die Welt, um die Menschheit und um uns gut steht? Über diese Grundfrage könnten interreligiöse Gespräche spannend werden.
1.4. Komplexe Gebilde
These 4:
Alle Weltreligionen sind historisch gewachsene und kulturell höchst komplexe Gebilde, in ihrem Aufbau einer Zwiebel mit vielen Schichten vergleichbar. Man wird ihnen nur gerecht, indem man methodisch und inhaltlich mindestens folgende Unterscheidungen trifft:
(1) Ursprungsereignis und/oder Ursprungserfahrung,
(2) Ausdeutung des Ursprungs im interreligiösen Vergleich,
(3) Analyse der Geschichte im Blick auf paradigmatische Umbrüche und Neuformierungen,
(4) Analyse der zeitgenössischen Bedeutung.
In der Regel stehen uns die Weltreligionen als Blöcke gegenüber. Wir bewundern sie umso mehr, als wir Abstand von ihnen haben. Wir finden vieles an ihnen bizarr. Wir wissen nicht, was die Kaaba mit den Sufis, Elefanten mit Buddha, was Reliquien mit Jesus Christus zu tun haben. Die Fremdheit lässt sich (für Menschen der westlichen Kultur) nur überwinden, indem wir die Weltreligionen von ihrer Geschichte und von ihren Kontexten her aufschlüsseln.
In den vergangenen 50 Jahren können wir die Loslösung von vielen Schichten erleben. Historische Kenntnis kann helfen, nicht vorschnell in Panik zu geraten. Bislang sind nur Schichten weggebröckelt, die ohnehin nicht so wichtig waren. Doch kann man darüber verschiedener Meinung sein.
Eine eingängige und auf hohem Niveau ausgearbeitete Illustration zu den initiierenden Kernerfahrungen in den drei monotheistischen Religionen liefern die drei Bücher von Hans Küng: Das Christentum (1994), Das Judentum (1991), Der Islam (2004). Alle drei beginnen mit einem Kapitel zum „Ursprung“ bzw. Wesen“, dann folgt jeweils ein Kapitel zum „Zentrum“. In den folgenden Kapiteln zur „Geschichte“ werden dann die kulturellen Entfaltungen in der Abfolge ihrer Paradigmen beschrieben. Die Analyse dieser Paradigmen (auf den ersten und letzten Seiten der genannten Bücher jeweils eindrucksvoll illustriert) ist höchst aufschlussreich, weil jedes Paradigma eine Art Erinnerungstruhe an eine bestimmte Epoche und Kultur bedeutet. Zugleich macht sie gut verständlich, was die Grunderfahrungen und Kernintuitionen der verschiedenen Religionen sind und wie sie sich dann – oft höchst vielfältig – entfaltet haben. Sie bewahrt uns schließlich davor, die Religionsgeschichten nur in bessere und schlechtere Epochen einzuteilen. Dieser stete (und notwendige) Paradigmenwechsel gilt für Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, in anderer Weise für den Hinduismus und die chinesischen Weisheitstraditionen.
2. Was geschah am Beginn des Christentums?
2.1. Vorbehaltlose Güte
These 5:
Historisch und im christlichen Selbstverständnis begann das Christentum mit der Grundinspiration eines einzelnen Menschen, des Menschen Jesus von Nazaret. Sie lässt sich zusammenfassen als Erfahrung von Gottes vorbehaltloser Güte, die hier und jetzt beginnen kann.
Es lässt sich nicht beweisen, dass das Christentum eine Religion werden musste. Klar ist jedoch, dass es zur Religion wurde, weil im Selbstbewusstsein der Christen mit Jesus Gottes Reich begonnen hat. In Anspruch und Wirklichkeit wurde dieser Beginn möglich, weil Gottes vorbehaltlose und leidenschaftliche Güte zum Maßstab des menschlichen Verhaltens wurde.
Der historische Teil dieser These bedarf keines besonderen Kommentars; er nimmt die Grundthese von M. Limbeck auf.
Interessant ist aber das Erstaunliche, dass diese Grundintuition schließlich zum Ausgangspunkt einer Weltreligion wurde. Warum ist das so? Viele innerchristliche Antworten berufen sich auf Gottes Willen und auf das, was man Heilsgeschichte nennt („Die Zeit war erfüllt“). Dieses Argument setzt den Glauben an die Wahrheit dieser Religion schon voraus, eignet sich deshalb kaum für Argumentationen gegenüber Fragenden. Wir müssen in aller Nüchternheit feststellen, dass dazu eine Summe sehr schmerzlicher, aber auch glücklicher Umstände beigetragen hat (s.u. Thesen 7, 9, 10). Für das interreligiöse Gespräch ist aber ein Gesichtspunkt von Bedeutung: Angehörige anderer Religionen machen dieselbe glückliche Grunderfahrung, dass es ihre Religion geschafft hat. Sie wissen sich ebenfalls von Gott geleitet, geführt und begnadet. Deshalb eignet sich diese Grunderfahrung, zu einer Weltreligion zu gehören (die wegen ihres Erfolgs doch wahr sein muss!), nicht zum Wahrheitsargument gegenüber anderen Religionen. Im übrigen sollten gerade Christen wissen, dass Welterfolg nicht unbedingt mit Gottes Willen konform geht.
Dennoch kann ich als überzeugter Christ argumentieren und einbringen, was das christliche Gottesbild und eine christliche Glaubenspraxis (sofern sie gelingt) anzubieten haben: Es geht um die vorbehaltlose Güte Gottes, die zum Maßstab menschlichen Verhaltens wird. Es wäre absurd, behaupten zu wollen, allein wir Christen wären zu einer solchen Erkenntnis gekommen. Im Gegenteil, gerade weil wir diesen Maßstab zutiefst menschlich, für so „normal“ halten, müssen wir davon ausgehen, dass auch andere Menschen von ihm beseelt sind. Das schließt nicht aus, dass sich dieser Maßstab im Christentum mit großer Nachdrücklichkeit zeigt.
2.2. Reformreligion
These 6:
Strukturell gesehen ist das Christentum eine Reformreligion, weil sie engstens mit dem Judentum verbunden ist, dessen Reformimpulse aufnimmt und in einer bestimmten Situation zuspitzt, ohne damit das Judentum verlassen zu wollen. In dieser Beschreibung spiegelt sich zugleich das Verhalten und das Selbstverständnis Jesu.
Das Christentum hat sich immer die Erinnerung daran bewahrt, dass es mit dem Judentum engstens verbunden ist. Es hat (von wenigen Unschärfen am Rande abgesehen) die Bücher des jüdischen Kanons übernommen. Vom Vaterunser abgesehen hat das „Neue Testament“ keine neue Gebetsliteratur hervorgebracht. Was geschieht, lässt sich in drei Punkten zusammenfassen: (1) Reformimpulse des Judentums wurden übernommen; Jesus steht voll und ganz in der prophetischen Tradition. (2) Die Geschichte des Juden Jesus wird bis in seine Todesstunde hinein berichtet. (3) Die Jesusgeschichte bildet die Perspektive, von der aus man die jüdische Tradition dar- und auslegt.
Dass das Christentum seinen jüdischen heimatlichen Raum verließ, war nie gewollt. Es durchläuft die typischen Phasen einer Reformbewegung, die an einem bestimmten Augenblick unversehens zur ketzerischen Bewegung und ausgeschlossen wird. Der Grund für diese Entwicklung liegt nicht im neuen reformerischen Impuls des ersten Reformers, sondern in der Konfrontation mit neuen Umständen, die zu neuen Positionen führen. Ohne die Zerstörung Jerusalems einerseits und ohne den Durchbruch in den griechischen Kulturraum andererseits wäre das Christentum vermutlich eine jüdische Reformbewegung geblieben.
Umso erstaunlicher ist es, dass später die christlichen Kirchen mit ihren eigenen Reformbewegungen kaum umgehen können, dass sie laufend Ketzer produzieren und gnadenlos behandeln. Zu dieser Unglücksgeschichte gehört das Verhalten des Christentums gegenüber dem Judentum. Es bedurfte der Katastrophe der Schoah, um daraus zu lernen und den Juden Jesus wieder zu entdecken.
Noch ein Wort zum Neuen Testament: Von der Jesuserzählung abgesehen liegt das „Neue“ des Neuen Testaments in der Auseinandersetzung mit neuen Zeitumständen, nicht in der Etablierung einer in sich neuen Lehre. Daraus folgt, dass – so meint Thomas von Aquin – das Neue Testament in jeder neuen Epoche auch neu geschrieben werden muss. Es liegt an uns, die Sache Jesu hier und jetzt für unsere Zeit, unsere Umgebung, unsere Probleme auszulegen. Genauer: Thomas von Aquin vergleicht das „Alte“ und das „Neue“ Testament mit Buchstaben und Geist und findet es widersprüchlich, dass der Geist selbst wieder zum Buchstaben wird. Also sei das Neue Testament im Grunde eine Sache des Herzens, das immer neu zu verstehen weiß. Dies gibt uns nicht nur das Recht, sondern verpflichtet uns auch dazu, die Sache Jesu immer neu zu verstehen. Johannes XXIII. sprach im Blick auf das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) von „Aggiornamento“.
2.3. Was Jesus von anderen Religionsstiftern unterscheidet
These 7:
Die Besonderheit des Jesusimpulses zeigt sich auf der Ebene seines Verhaltens und seines Geschicks. In seinem Verhalten bricht er endgültig mit dem Bild eines Gottes, der Gerechtigkeit notfalls durch Strafe erreicht. Sein Geschick unterscheidet ihn von allen anderen Religionsgründern und gibt ihm eine einzigartige Glaubwürdigkeit. Durch diesen Tod wird Gott zum „Vater der Verlorenen“ (H. Küng).
Jede religiöse Grunderfahrung behält, einer großen Begabung vergleichbar, auch dann etwas Hypothetisches, wenn sie intensiv, tief und als bindender Lebensimpuls erfahren wird. Von der späteren Konsequenz der Person, von den weiteren Umständen und den möglichen Konflikten hängt es ab, was aus einem solchen Impuls wird. Die historische Arbeit an den Jesusberichten (unendlich vielfältig, minutiös vollzogen, durch endlose kritische und selbstkritische Diskussionen hindurchgegangen, von offizieller Seite bis in die Gegenwart oft angefeindet) hat im Lauf der Jahrzehnte ein erstaunlich stimmiges Bild von Jesus erbracht. Zwar unterliegt dieses Bild immer wieder Schwankungen und sind wir inzwischen bei der „dritten Jesusfrage“ angekommen, doch bleiben zentrale Züge konstant (Theißen, Crossan). Zwei unbestrittene Merkmale machen den von Jesus ausgehenden Impuls besonders stark.
Das erste Merkmal: Jesus beglaubigt seine (neue) Überzeugung und Verkündigung vorbehaltlos durch sein Handeln; er tut, was er sagt. Von anderen historisch wichtigen Personen wissen wir, wie schwierig es ist, eine vorgenommene Linie moralisch, emotional, intellektuell, im Dickicht der Widerstände durchzustehen. Umgekehrt wird solchen Personen in der Regel erst im Verlauf der späteren Praxis die Tragweite ihrer Lebensentscheidung deutlich (O. H. Pesch hat dies an der Biographie des frühen Luther exemplarisch dargestellt). Auch in den Jesusberichten gibt es Spuren des Zögerns und von Folgeentscheidungen (soll er z.B. zur Familie zurückkehren, soll er sich vom Volk zurückziehen, soll er Galiläa verlassen, soll er trotz drohender Gefangennahme seine Linie fortsetzen?). Bemerkenswert ist – neben der entscheidenden Intuition bei seiner Taufe – die Konsequenz, mit der er seine Praxis fortsetzte, Gottes Reich also beginnen ließ und sich allen Konsequenzen stellte.
Das zweite Merkmal: Jesus muss für seine Sache mit dem Leben bezahlen. Nach allem, was wir wissen, hat er seinen Tod nicht gesucht, sich diesem Vernichtungswillen aber bewusst und gewaltlos gestellt. Schon vom äußeren Erscheinungsbild her unterscheidet es sich an diesem Punkt von allen anderen bekannten Religionsstiftern. Keine treue Anhängerschaft schart sich bis zum Ende um ihn, keine Erfolgsgeschichte begleitet ihn, er stirbt nicht etwa als weiser, hochgeehrter Mann. Mit jungen Jahren scheitert er, bevor er den ersten Erfolg sieht. Er stirbt als der absolut Unterlegene. Er hat keinerlei Fähigkeit mehr, seinen Lebensweg selbst noch einmal zu interpretieren, muss also den anderen das letzte Wort über ihn überlassen. Sein Vertrauen auf Gott wird schlicht desavouiert. H. Küng hat dies in seinem Buch Credo eindrucksvoll beschrieben („Was Jesus und Gautama unterscheidet“).
Zwei Folgerungen sind für die Einzigartigkeit Jesu zu ziehen:
(1) Diese Katastrophe und der grausame Tod verschaffen Jesus eine unwiderlegbare Authentizität, wie sie kein anderer Religionsstifter erreichen konnte. Es gibt auch keine Möglichkeit mehr, ihm sachfremde Motive zu unterschieben.
(2) Mit diesem Tod ist die Geschichte des Christentums – direkter und intensiver als in anderen Religionen – eine Erfahrung eingegangen, die sich mit Begriffen wie Leiden, Ausschluss, Verachtung, Tod und der Rolle eines Sündenbocks beschreiben lässt, auf den man alle Angst, Frustration, alle gesellschaftlichen Widersprüche eines politisch gedemütigten, kulturell verunsicherten und religiös entfremdeten Systems ablädt. Darin liegt eine Einzigartigkeit, die sich Jesus allerdings nicht ausgesucht hat, sondern die ihm aufgezwungen wurde.
2.4. Einzigartig, nicht ausschließlich
These 8:
Jesu Botschaft und Verhalten sind einzigartig, aber nicht von ausschließlicher Qualität. Dies gilt auch für das Verhältnis des Christentums zu anderen Religionen. Zur neuen Religion wurde sein Impuls, weil er vom damaligen Judentum nicht akzeptiert wurde.
Der Begriff der Einzigartigkeit ist bewusst gewählt, weil er den Gedanken der Ausschließlichkeit vermeidet und doch auf einer historischen Unverwechselbarkeit besteht. Der Tod wurde Jesus aufgedrängt; die Entwicklung zu einer eigenen Religion wurde der Jesusbewegung, wie schon gesagt, aufgezwungen. Um das Problem etwas paradox und zugespitzt zu formulieren: Ebenso einzigartig, wie Jesus erschien, waren – im negativen Sinne – die gesellschaftlichen Gegenkräfte, die eine einzigartige Destruktivität an den Tag legten. Brutaler hätte man nicht gegen Jesus vorgehen, unbarmherziger hätte der Prozess der gegenseitigen Entfremdung zwischen Jesusbewegung und den damals führenden jüdischen Kräften nicht ausgehen können. Zur Entschuldigung lässt sich höchstens sagen, dass sich in jener Epoche das Judentum politisch, wirtschaftlich und kulturell in einem höchst bedrohten Zustand befand: Panik überall – eine Panik, die sich in apokalyptischen Vorstellungen mit Weltuntergangsphantasien ausdrückte. Man konnte sich keine Zukunft dieses Systems mehr vorstellen; an seine Stelle trat Weltuntergang.
Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass man später diese gesellschafts- und machtpolitischen Dimensionen von Jesu Liquidierung stark verdrängte. Wäre sie im christlichen Bewusstsein geblieben, könnten wir auch besser zwischen der Einzigartigkeit christlicher Erinnerung und den Ausschließlichkeitsansprüchen einer politisch auftrumpfenden Instanz unterscheiden.
2.5. Historische Rückfrage
These 9:
Jesus war kein Christ, sondern Jude. Um aber das spätere Christentum authentisch zu verstehen, müssen zunächst Botschaft und Geschick Jesu aus sich heraus (d.h. in sorgfältiger geschichtlicher Rekonstruktion) verstanden werden. Dies gilt mit Nachdruck für die Präsentation des christlichen Anspruchs nach außen.
Diese These beleuchtet die Frage, was am Beginn des Christentums geschah und versucht, zu einem abschließenden und zusammenfassenden Urteil zu kommen. Dabei gilt es zu zeigen, wie tief Jesus im Judentum verwurzelt war, wie sehr Christen also in die biblische Botschaft eintauchen müssen, um sich selbst zu verstehen. Christen sind nie einfach sie selbst, sondern immer schon von einem anderen Erbe beunruhigt.
Vielleicht ist auch darauf hinzuweisen, dass wir diese These (so wie auch die vorhergehenden Thesen) nicht im Sinne einer pädagogischen Veranschaulichung und Illustration verstehen sollten. Wenn sich Jesus als Jude verstand, dann heißt das auch: er kannte die späteren Kategorien des christlichen Glaubens nicht (wahrer Gott und Mensch, Präexistenz, Jungfrauengeburt, zweite Person der Trinität) und hat sie nicht auf sich angewendet. Es heißt auch, dass wir die Einzigartigkeit des Christentums, von der die Rede war, nicht als ein Privileg übernehmen können, sondern aus einer geduldigen historischen Konstruktion der Geschichte Jesu und der Geschichte des frühen Christentums herausarbeiten müssen. Spätere theologische Doktrinen werden immer falsch, wenn man sie als fertige Tatsache nach Hause tragen will.
Dies zu unterstreichen ist wichtig, weil von offiziell katholischer Seite her die historisch-kritische Exegese im Augenblick wieder schlechte Karten hat. Man denke an die Regensburger Rede mit ihren Verdikten gegen historische Bibelkritik und an die Verurteilung von Jon Sobrino, der – in aller nur erdenklichen Vorsicht – historisch argumentieren wollte. Dieses Konzept erkennt Exegese nur dann an, wenn und sofern sie der Exegese der ersten Jahrhunderte und deren „Kirchenvätern“ folgt; kurz gesagt nur dann, wenn sie die dogmatischen Festlegungen des 4. und des 5. Jahrhunderts übernimmt. Kennzeichnend für diese Epoche ist die Einbettung aller Aussagen in die Denkvoraussetzungen der griechischen Metaphysik (insbesondere Platons) sowie in das Schema von Verheißung und Erfüllung. Das Judentum wird ernstgenommen, weil und sofern das Christentum seine Erfüllung ist; andere Religionen werden nur akzeptiert, weil und insofern man deren Aussagen als Vorstufen zum christlichen Glauben verstehen kann. Diese Verhältnisbestimmung ist jedoch selbstbezogen und einschichtig; sie wird der Tatsache nicht gerecht, dass alle Religionen eigene, in sich schlüssige Weltinterpretationen vorlegen können.
3. Warum wurde aus dieser Ursprungserfahrung eine neue Religion?
3.1. Entstehung in Stufen
These 10:
Die Religion „Christentum“ entsteht stufenweise. Dazu gehören
(1) die Auferstehungserfahrungen,
(2) die wachsende Bedeutung der Nachfolge,
(3) die Entfremdung von Synagoge und jüdischem Establishment,
(4) die Öffnung gegenüber der hellenistischen Welt mit der Relativierung der Tora als einer Wiederholung des Jesusimpulses,
(5) die konsequente Neuinterpretation der jüdischen Bibel,
(6) die allmähliche Entstehung eines eigenen Schrifttums („Neues Testament“).
Neben diesen Komponenten ist die Gunst der Stunde nicht zu vergessen. Dem Christentum gelang es, auf die Fragen des mediterranen Großraums kreativ und angemessen zu reagieren.
Wie schon angedeutet, ist das Christentum nicht an einem bestimmten Tag entstanden, weder einfach bei der Taufe Jesu, noch einfach durch seine Verkündigung, auch nicht einfach bei Tod und Auferstehung Jesu oder an Pfingsten. In der These sind allein schon sechs Stufen genannt, die Entwicklungsstufen des „vorösterlichen“ Jesus nicht mitgerechnet.
Zum Teil überschneiden sich die genannten Stufen, zum Teil beziehen sie sich auf verschiedene Ebenen. Eine Schlüsselstellung nehmen die Auferstehungserfahrungen ein, die als wirkliche Erfahrungen von Seiten der Frauen und Männer der ersten Stunde und damit als wirkliche „Ereignisse“ zu verstehen sind. Ich neige der Theorie von E. Schillebeeckx zu. Für ihn geht es darum, dass die zerstreuten Jüngerinnen und Jünger auf Initiative des Petrus neu zusammengekommen sind. In dieser neuen Begegnung und durch sie geht ihnen auf, dass Jesus von Gott weder desavouiert noch verlassen wurde: Gott ist ihm treu geblieben. Angesichts ihrer vorhergehenden Unsicherheit und ihrem Verschwinden wird ihnen diese neue Erfahrung zum entscheidenden Erlebnis: So wie für Jesus Gottes Reich in jeder Tat der Liebe gegenwärtig war, so ist Jesus ihnen hier und jetzt gegenwärtig, also nicht im Tode geblieben. Identisch mit dieser Auferstehungserfahrung beginnt also eine Lebenspraxis, die die Evangelien später als Nachfolge darstellen. Nachfolge ist möglich, weil Jesus als real, als lebend, als gegenwärtig erfahren wird.
Zusammen gehören auch die folgenden beiden Faktoren. Sie haben damit zu tun, dass diese Erfahrung eines gegenwärtigen, sie begleitenden Jesus ein neues Element in ihre jüdische Religionspraxis einführt. Neben dem Synagogenbesuch treffen sie sich in ihren Häusern. Neben der Botschaft der großen Propheten der Vergangenheit sprechen sie jetzt auch von der Botschaft des neuen Propheten, neben der Tora (insbesondere den zehn Geboten) kennen sie neue Forderungen (bald in der Bergpredigt zusammengefasst), neben den Psalmen beten sie jetzt auch das Vaterunser und rufen sie Jahwe als „Abba“ an. Die Gefahr der Absonderung ist also gegeben und wird durch die Erwartung hellenistisch denkender/sprechender Anhänger beschleunigt. Im hellenistischen Raum verschwindet dann der kulturelle Hintergrund Israels. Zwangsläufig tritt eine Entfernung vom jüdischen Anschauungsraum ein. Umgekehrt ist die Relativierung der Tora (Rechtfertigungslehre) die erste Großtat einer neuen Inkulturation. Das Judentum ist jetzt vor die Frage gestellt, ob diese Torakritik eine Entfernung von der jüdischen Tradition oder den Durchbruch zur prophetischen Neuinterpretation bedeutet. Von daher hat das Christentum seit dem Beginn der Mission auf griechischem Boden an einen doppelten kulturellen Boden. Daraus ließe sich heute Nutzen ziehen, da – wie Befreiungstheologien, feministische Theologien und kontextuelle Theologien zeigen – die Zukunft des Christentums weltweit von seiner Fähigkeit abhängt, mit anderen Kulturen eine fruchtbare Symbiose einzugehen.
Schließlich tritt ein, was allen Weltreligionen ihre besondere Stabilität gibt. Das sind die Entstehung einer neuen Sammlung von identitätsstiftenden Büchern ( „Neues Testament“ genannt) und die allmähliche Entstehung eines eigenen Schrifttums.
Von der Gunst der Stunde wurde schon weiter oben gesprochen. Was die kommenden Jahrhunderte an Gunst bringen, ist durchaus zwiespältig: Das Christentum wurde zur Staats-, in Teilen Europas allmählich zur Volksreligion, damit dem Judentum und dem Islam ganz ähnlich (obwohl eine jede der Religionen dieses Verhältnis anders gestaltet). Gewiss, das Christentum war eine der gestaltenden Hauptkräfte Europas; das ist unbestritten. Vergessen wird meistens, dass dieses Europa immer auch vom Judentum, in entscheidenden Epochen auch vom Islam mitgestaltet wurde. Das ist in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen mit dem Islam klar herauszuheben.
3.2 Relativierung der Tora
These 11:
Die Frage nach den Unterscheidungsmerkmalen in damaliger Zeit lässt sich nur auf das Judentum und (mit dem Judentum) auf die polytheistische Umwelt beziehen. Deshalb bleibt das Unterscheidende streng das Neue des Jesusimpulses, der auf die Relativierung der Tora ausgeweitet wurde. Das Verhältnis zur Philosophie der griechischen Welt klärt sich erst allmählich.
Die Frage nach dem Unterscheidenden des Christentums bzw. des Christlichen wurde nie eindeutig beantwortet. Es lässt sich auch nie eindeutig beantworten, weil sich die Herausforderungen im Verlauf der Geschichte ändern. Die ersten Unterscheidungsmerkmale brachen gegenüber dem Judentum auf.
Das erste Unterscheidungsmerkmal ist ein neues Zeitverständnis: Das Reich Gottes kann hier und jetzt beginnen, indem Liebe geübt und an keine Bedingungen mehr geknüpft wird. Diese Unterscheidung ist die unmittelbare Folge des jesuanischen Gottesverständnisses (ein Gott der vorbehaltlosen Nähe). Bald wird sich das in der Überzeugung äußern, dass der Messias schon gekommen sei (und bald wiederkommen wird) und Jesus deshalb in den Mittelpunkt der Verehrung und der Nachfolge rückt (eine solche Personalisierung kennen andere Religionen nicht).
Das zweite Unterscheidungsmerkmal ist ein offener Umgang mit der Tora, insbesondere die Relativierung von Speise- und Reinheitsgeboten sowie des Sabbatgebots ( „Der Sabbat ist um des Menschen willen da“). In dieser Relativierung ist die spätere Entwicklung bis hin zur drastischen Aufhebung der Tora (bis auf wenige Punkte) schon angelegt. Da die Tora für die jüdische Religion die Lebensform schlechthin bedeutet und ohne Abstriche einzuhalten ist, bewirkt sie für das Daseinsgefühl der Christen im hellenistisch-römischen Kulturraum die faktische Ablösung vom Judentum. Heute sollte das Gewicht dieser weitgehend kulturellen, also nicht prinzipiell religiösen Entfremdung überdacht werden.
Ein drittes Unterscheidungsmerkmal ist die Erinnerung oder Grunderzählung, aus der eine Religion lebt. Für das Judentum ist es die Erfahrung, dass Jahwe sein Volk aus Ägypten und aus anderen kritischen Situationen gerettet hat. Diese Geschichte wird von den Christen nicht „abgeschafft“, aber überlagert, zu einem Teil vergessen, bald vergeistigt (man versteht jetzt wichtige konkrete Orte und Ereignisse wie Ägypten, Gelobtes Land, Jerusalem, Horeb, Wüstenzug als geistliche Stationen des Glaubens). Faktisch tritt an die Stelle der Befreiungsgeschichte aus Israel die Geschichte von Handeln und Geschick Jesu, die in der Auferstehungserfahrung kulminiert. Diese Unterscheidung lässt sich am Vergleich zwischen Passahfest und Eucharistiefeier gut ablesen.
Wie gesagt, betreffen diese Unterscheidungsmerkmale die Entstehungszeit der noch jungen Religion. Deshalb beziehen sie sich in erster Linie auf das jüdisch-christliche Verhältnis. In gewissem Sinn ist das noch die „Innengeschichte“ des Christentums in seinem noch embryonalen Stadium. Die Frage ist: War geschieht und wie entwickeln sich die unterscheidenden Merkmale von dem Augenblick an, da das Christentum seinen Mutterschoß endgültig verlässt?
4. Wer ist Jesus Christus?
4.1. Ein Gott
These 12:
Zu Recht wird die christliche Religion zur Familie der monotheistischen Religionen gerechnet. Sie zeichnen sich aus durch den Glauben [im Sinne von Vertrauen] an einen Gott, durch den Willen zur Weltgestaltung sowie durch die Erwartung eines Weltziels.
Bevor wir über Jesus Christus, den Identitätskern des christlichen Glaubens schlechthin sprechen, ist noch einmal daran zu erinnern: Innerhalb des gesamten Weltkonzerts der Religionen und quasireligiösen Systeme ist die Gemeinsamkeit zwischen den monotheistischen Religionen kaum zu überschätzen: Wir (Juden, Christen und Muslime) glauben an den Einen Gott, der die Welt erschaffen hat und sie vollenden wird und der die Menschheit zu Partnern in diesem Werk aufruft. Dieser gemeinsame Glaube hat deshalb die Form eines tiefen und vorbehaltlosen Vertrauens, für das Liebe und Gerechtigkeit das letzte Wort haben. So gesehen ist auch die Auferstehungshoffnung (heute ebenfalls allen drei Religionen gemeinsam) Ausdruck dessen, dass Gottes Liebe immer und in jedem Fall stärker als der Tod ist. Mit diesem Glauben geht in diesen Religionen der Wille zu Weltgestaltung einher. Gottes Wille kann und muss hier und jetzt in der Arbeit an einer versöhnten Menschheit deutlich werden.
Aber je näher sich Religionen stehen, umso mehr betonen sie ihre gegenseitigen Unterschiede. Das ist aus Gründen der Identitätsklärung verständlich, aber – wie wir aus anderen Zusammenhängen wissen – höchst gefährlich. Nichts ist schlimmer und destruktiver als Familienstreit, Ausschluss aus Familie, gegenseitige Bekämpfung des Andern mit dessen eigenen Waffen. Psychologisch sind die grauenhaften Vernichtungszüge und Angstsymptome gegenüber anderen Religionen aus dieser Nähe zu erklären (Vernichtung des Judentums, Angstsyndrome gegenüber dem Islam). An diesem Punkt trägt die im Augenblick stärkere Religion (also das Christentum) zur Überwindung dieser Pathologien eine Hauptverantwortung. Deshalb ist es in Europa Sache der christlichen Kirchen, zu Vorreitern interreligiöser Verständigung zu werden.
4.2. Die Person ist der Inhalt
These 13:
Formal gesehen zeichnet sich Jesus Christus dadurch aus, dass er als Person Gottes Wille und Gegenwart präsentiert. In ihm (seinem Wort, Handeln und Geschick) ist Gottes neu entdeckte Güte gegenwärtig. Diese Zusammenfassung der Botschaft in einer Person gibt dem Christentum eine beispiellose Präzision, Anschaulichkeit und Flexibilität.
Im Vergleich zu Judentum und Islam nimmt das Christentum in Sachen Eindeutigkeit eine glückliche Zwischenstellung ein. Der jetzt folgende Gedanke ist unfertig und kann missbraucht werden. Dennoch sei er vorgetragen.
Das Judentum blickt auf eine lange Geschichte mit z.T. mythischen Wurzeln zurück; seine Schriften sind vielfältig und komplex (Geschichtsliteratur, Toraliteratur, Prophetische Bücher, Gebetsliteratur, Weisheitsbücher). Im Zentrum steht die Geschichte Jahwes mit seinem Volk. Diese Geschichte wird vielfältig, auch mit wachem historischem Bewusstsein besprochen, bisweilen korrigiert. Die Bücher des jüdischen Kanon und die in ihr gespeicherten Erinnerungen bieten einen überreichen Fundus an religiöser Inspiration, also Möglichkeiten zu vielfältiger Interpretation (etwa des Gottes- und des Menschenbildes). Von außen gesehen ist der Glaubenskern oft nicht einfach herauszufinden, weil es sich vorrangig in religiöser Praxis äußert.
Der Islam blickt auf die kürzeste Geschichte dieser drei Religionen zurück (knapp 1400 Jahre). Seine Schriften konzentrieren sich auf ein einziges Buch, den Koran, als dessen Autor der Religionsstifter selbst gilt, so dass auch Mohammed hinter seinem „Buch“ zurücktritt. Dies macht den Islam zu einer eng umrissenen Sache mit der Gefahr, dass man sich auf die Buchstaben des heiligen Buches beruft, das unmittelbar als Gottes Wort gilt. Die Herausforderung zu einer geschichtsbewussten Interpretation ist viel geringer als in Judentum und Christentum, weil man kaum mit der Vielfalt, der Widersprüchlichkeit der heiligen Texte oder mit deren vielfältigen kulturellen Hintergründen zu kämpfen hat.
Das Christentum hat weder eine Verhaltensweisung (Tora) noch den relativ kohärenten Text eines Buches (Koran) als Mittelpunkt. Obwohl beide, Verhaltensweise und Text, für das Christentum wichtig sind (Bergpredigt, Neues Testament, Erinnerung an Jahwes Geschichte mit Israel), bildet hier eine Person, nämlich Jesus von Nazaret den Mittelpunkt. Damit hat das Christentum in den Religionen eine Sonderstellung.
Man kann nicht sagen, das Christentum sei dadurch „besser“ als andere Religionen. Man kann aber sagen: diese intensive Konzentration auf Jesus Christus (mit dem relativ kleinen Neuen Testament als Hintergrund) hat das Christentum zu einer sehr handlungsfähigen Religion werden lassen. Hoch ist die Präzision dieser Glaubensanleitung, weil die Anweisungen, Anleitungen, Erinnerungen nicht allzu umfassend sind und alle aus einem Zeitraum von nicht mehr als 100 Jahren stammen. Unübertroffen ist die Anschaulichkeit dieser Religion, weil eine einzige, historisch relativ gut profilierte Person ohne jeden Vorbehalt den Mittelpunkt des Glaubens bildet; Glaube wird als Nachfolge konkretisiert. Für meine Begriffe ist auch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des christlichen Glaubens hoch, weil ich mich in erster Linie mit einer Person auseinandersetze („Was würde Jesus an meiner Stelle tun, wie würde er denken? Würde er dies und jenes verstehen?“). Hoch ist – in Weiterführung dieser These – auch der politische Gehalt dieser Botschaft, weil das Geschick Jesu nur in einem gesellschaftspolitischen Kontext voll zu begreifen ist.
Allerdings sollte ich zwei Bemerkungen hinzufügen:
(a) Die christliche Tradition hat sich mit dieser Erinnerung an Jesus oft schwer getan. Mit Erfolg versuchte sie, diese Gestalt in ein philosophisch hochkompliziertes System einzubinden. Ich habe hier kein Urteil über den Sinn dieser „Hellenisierung“ in der Antike. Sie weist sicher hohe Potenzen der Frömmigkeit auf, die bis heute nachwirken. Klar ist aber auch, dass das antike Frömmigkeits- und Kategorienkleid heute viele authentische Jesusimpulse verdeckt und – gerade in der Wahrnehmung einer säkularisierten Gesellschaft – den Eindruck des Kernchristlichen verfälscht.
(b) Die Erinnerung an Jesus von Nazaret, zu dem sich Christen – um mit Hilfe jüdischer Ehrentiteln zu formulieren – als dem Propheten, dem Messias und wahren Gottesssohn bekennen, entfaltet nicht nur kritische Potentiale nach „außen“ (d.h. gegenüber einer den Menschen und dessen Bedürfnisse im Grunde verachtende, eine destruktive und gewaltbereite Kultur), sondern auch starke Kritikpotentiale nach „innen“. Wer als bekennender Christ das real existierende Christentum an der Gestalt Jesu misst, kann kaum innere Ruhe finden. So ist verständlich, dass die Berufung auf Jesus von Nazaret auch bei Christen oft Widerstand hervorruft. Man denke an den Großinquisitor von Dostojewski.
4.3. Universales Angebot
These 14:
Inhaltlich zeichnet sich Jesus dadurch aus, dass er ein universales Heilsangebot ohne Bedingungen oder Vorbehalte repräsentiert (jüdisches Erbe) und zugleich kulturelle bzw. religiöse Grenzen übersteigt. Dies gibt dem heutigen Christentum Pflicht und Möglichkeit, sich in weitere Epochen, Kulturen und Kontexte zu integrieren.
Das Christentum teilt die universale Weite des Heilsangebots (wir sprechen von „Erlösung“, „Rettung“ oder „Heil“, aber auch von „Befreiung“ und „Versöhnung“) mit Judentum und Islam, in gewissem Sinn auch mit dem Buddhismus. Nun gibt es Gründe für folgende Argumentation: Deutlicher als die beiden Schwesterreligionen betont das Christentum, dass dieses Heilsangebot Gottes an keinerlei Bedingungen geknüpft ist. Das war ja der entscheidende Durchbruch in der neuen „Heilsintuition“ Jesu. Die Fairness gebietet aber auch den Hinweis, dass das Christentum in seiner Geschichte die Bedingungen für das Heil extrem hoch setzte und diese Bedingungen mit eigenen Interessen verband (Stichworte sind: „außerhalb der Kirche kein Heil“, Heilsnotwendigkeit der Taufe, Lehre von den „Todsünden“, gnadenloser Umgang mit Ketzern). Wer also die Bedingungslosigkeit der Heilszusage akzeptiert und als zentrale christliche Botschaft erkennt, der muss auch zugeben, dass das Christentum in vielen seiner Formen genau diese zentrale Botschaft nicht respektierte.
Zu behaupten, andere Religionen seien da nicht besser, bietet keine Entschuldigung. Es zeigt sich aber ein Grundproblem. Seit der „Achsenzeit“ (8. bis 2. Jh. v. Chr., vgl. Jaspers, Armstrong) haben alle Weltreligionen eine universale Dimension. Sie glauben alle an den einen Gott aller Menschen, der keine Menschengruppe bevorzugt. Dennoch hat es offensichtlich keine dieser Religionen vermocht, ihren eigenen Partikularismus zu überwinden. Im Gegenteil, so mein Eindruck: Je universaler die Religionen wurden, umso rechthaberischer benahmen sie sich (vgl. Assmann zu Moses). Man kann von einer Pathologie des Monotheismus reden, der seine Eierschalen noch nicht abgestreift hat. Sie erklärt sich u.a. daraus, dass – wie gesagt – jede dieser Religionen in ihrem eigenen Kulturkreis lebte (s. These 2) und sich, wenn man so will, nur mit sich selbst beschäftigte, – mit den bekannten Folgen, die sich aus Kommunikationsstörungen ergeben. Angesichts einer weltweit globalisierten Kommunikation, die auch die Weltreligionen einbezieht, ist auf eine grundlegende Änderung zu hoffen. Allerdings sollten wir dann auch Stützthesen aufgeben, die das Heil allen zugesteht, indem sie zwischen einem „ordentlichen“ und „außerordentlichen“ Heilsweg unterscheiden. Christen, so wird behauptet, besäßen den ordentlichen Heilsweg, andere würden in „außerordentlicher“ Weise in diesen Heilsweg einbezogen (so noch ein offizielles römisches Dokument aus dem Jahr 2000).
4.4 Was gibt den Ausschlag?
These 15:
Die kritische Rückfrage nach Jesus Christus entsteht immer in Epochen der Verunsicherung und fälliger Selbstkritik. In solchen Augenblicken ist daran zu erinnern, dass sich die Frage nach der Identität Jesu Christi immer in der historisch verantworteten Erinnerung an den Jesus der Geschichte entscheidet. Der Titel „Christus/Gesalbter/Erwählter“ bezieht Inhalt und Legitimation aus der Erinnerung an Jesus, nicht umgekehrt. Aus diesem Grund entscheidet sich heute die Zukunft des Christentums an dieser Rückfrage.
Alle Religionen ziehen sich in Epochen der Verunsicherung auf ihre Ursprünge zurück, um von dort aus neue Klarheit zu gewinnen. Das ist gut so. Im Fernen Ostern erinnert man sich neu an Buddha, in China insbesondere an die alten Weisheitstraditionen. Der Koran steht erneut im Zentrum muslimischen Interesses. Christen stellen sich (schon seit 150 Jahren!) in neuer Intensität die Frage, wer denn Jesus von Nazaret ist. Man kann auch sagen: Der Streit um sein richtiges Verständnis ist neu entbrannt. In dieser Verunsicherung neigen viele Christen dazu, Jesus Christus allen Diskussionen zu entziehen, ihn als besonders hoheitliche und als göttliche Gestalt zu zeigen, der am Kreuz alle Welt und alle Zeiten in objektiver Weise erlöst hat. Ein solches Bild kann viel Vertrauen schaffen; deshalb ist es so erfolgreich. Man muss nur sehen, dass von der ursprünglichen christlichen Botschaft ein ganz anderer Impuls ausgeht. Dieser Jesusimpuls tröstet nicht, indem er die Hoheit Jesu Christi herausstellt, sondern indem er die Nähe des menschlichen, leidenden, ermordeten Jesus von Nazaret zu uns betont. Christen haben gerade nichts unerreichbar Hohes zu bieten, sondern Menschlichkeit, Verletzlichkeit, einfache Nähe mit ihrer ganz eigenen, oft geschundenen Würde.
Die Kernstruktur des Christentums, dessen Chance und Problematik lässt sich auch an der Anrede/Anrufung Jesu zeigen: „Jesus Christus“, „Jesus der Herr“. Es geht um eine Person und um seine gottgegebene Aufgabe. In der Regel wird der Titel zur Erhöhung Jesu eingesetzt und instrumentalisiert: Dann ist Jesus von Nazaret mehr als ein gewöhnlicher Mensch („Christologie von oben“). Dabei wird meistens vergessen, dass die Interpretationsrichtung ursprünglich in der Gegenrichtung verlief. Vom „Messias“ und vom „Herrn“ hatte man eindeutige Vorstellungen. Sie galt es zu korrigieren. Es ging also nicht in erster Linie darum, Jesus in diesen erhabenen Rahmen zu stellen. Vielmehr wurde dieser erhabenen Aufgabe eines Messias und Herrn ein sehr menschlicher Rahmen zugewiesen („Christologie von unten“). Wer wissen will, was für Christen messianisches Heil bedeutet, muss erst verstanden haben, was denn dieser Jesus von Nazaret erfuhr, sagte und welch schmerzliche Quittung er dafür bekam (Schröter, Jesus von Nazaret).
Weniger gegenüber der jüdischen Tradition, aber vor allem gegenüber den politischen und religiösen Übergestalten der religiösen Umwelt (Hochgöttern, Despoten und Zäsaren) findet hier eine Neuinterpretation statt, die bis heute noch nicht ausgeschöpft ist und in einer jeden Epoche neu auszuschöpfen ist. Nicht ohne Grund wurden die Christen zu Neros Zeiten als „Gottlose“ beschimpft (zusammen mit den Juden verweigerten sie sich als einzige Gruppe der Verehrung von Staatsmacht und Staatsgöttern). Gelegentlich soll es auch heute passieren, dass diejenigen als die Unfrommen und Ungläubigen, als die zu Liberalen und unangebracht Toleranten verunglimpft werden, die sich um diese urchristliche Interpretation bemühen.
4.5. Offizielle Christologie
These 16:
Diese Erkenntnis und Notwendigkeit stehen in scharfem Gegensatz zu allen Versuchen, die hellenistische, also metaphysisch definierte Gestalt des Christusbildes für unaufgebbar zu erklären. Das Christentum hat mit der Botschaft von der Auferstehung, nicht mit den Konzilien des 4. und des 5. Jahrhunderts begonnen. Mit dieser Erkenntnis lässt sich das Verhältnis zum Islam wesentlich entspannen.
Ein für die Gegenwart wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die allmähliche Integration des philosophischen Denkens (Stichwort: „griechische Metaphysik“), genauer gesagt: die griechisch-philosophische Durchgestaltung der christlichen Glaubensaussagen. Gemeint ist nicht die Tatsache, dass Jesus Christus im Zentrum dieses Glaubens steht, sondern dass die Glaubensaussagen zu Gott, Jesus Christus und Geist offiziell in statische Wesenskategorien gegossen sind, die das hellenistische Denken zur Verfügung gestellt hat (die gilt zumindest für die katholischen, die orthodoxen und die reformatorischen Kirchen). Die Stilform der Erzählung und der Erinnerung rückt dadurch ins zweite Glied. Im Verlauf der Geschichte wurde sie immer mehr zur bloßen Illustration des Glaubens herabgestuft (die Kirchenfenster mittelalterlicher Kathedralen wurden zur Bibel der Ungebildeten). So ruft die Neuentdeckung des „Jesus der Geschichte“ schon nahezu 150 Jahre lang massive Widerstände hervor, obwohl sie sich wie von selbst aus einer sorgfältigen Lektüre der Evangelien ergibt. Das ist höchst erstaunlich.
Wir sind heute dabei, dieses Unterscheidungsmerkmal (die klassische Christus- und Gotteslehre) neu aufzuarbeiten und neu zu formulieren, weil es die Folge einer bestimmten Kulturform, nicht des christlichen Glaubens selbst ist (Stichworte: Enthellinisierung, Christologie von unten). Man sollte nicht vergessen, dass das Christentum einige Jahrhunderte (es waren nicht die schlechtesten) ohne die großen dogmatischen Festlegungen lebte. Niemand kann behaupten, jene Christen vor den Konzilien von Nikaia (325) und Chalkedon (451) seien keine guten Christen gewesen (Schröter, Jesus und die Anfänge).
Übrigens bestimmt dieser Hellenisierungsprozess später in tiefgreifender Weise auch das Verhältnis zum Islam, der auf die Missverständlichkeit der späteren Aussagen zu Jesus Christus und Trinität hart reagiert („Gott hat keinen Sohn“). Es gibt gute Hinweise dafür, dass zu den Anfangszeiten des Islam die alte, gut biblische Lehre von Jesus als dem „Kind Gottes“ noch bekannt und gegen die nur wenig einzuwenden war. Jesus wird im Koran Prophet, Gesandter, Messias, Wort von Gott, Geist von Gott, Diener Gottes genannt; was will man mehr? Jesus (so etwa die Apostelgeschichte 2,22-36 und der Koran) wurde von Gott zum Messias erhöht. Ein solches Christusbild hatte damals noch unter Christen östlich des Jordans gegolten. Aber im Großraum des römischen Imperiums galt sie später als überholt. Man kümmerte sich nicht um jene verlorenen Christen, die über die Neuformulierungen aus den Machtzentren römisch-byzantinischer Macht (gelinde gesagt) höchst erstaunt waren (Küng, Islam, 588-603). Mehr Distanz zu dieser Form christlicher Glaubensaussagen könnte also die Verständigungsbasis mit dem Islam erheblich erleichtern.
Um keine falschen Gegensätze aufzubauen: Es geht nicht darum, die eine, der Schrift nähere Ausdrucksweise für richtig, die griechisch modifizierte für falsch zu erklären. Es geht schlicht um die Frage, welche der Ausdrucksweisen die Sache Jesu den Menschen von heute näher bringt und keine Missverständnisse produziert. Darüber ist fair und im Blick auf die Botschaft Jesu zu diskutieren.
5. Und die anderen Religionen?
5.1. Grund zu Selbstbewusstsein
These 17:
Sofern sich das Christentum auf Person und Botschaft Jesu einlässt, braucht es sich im Weltkonzert der Religionen nicht zu verstecken. In der Gegenwart zeigt sich Christentumskritik als Religionskritik, als Exklusivitätskritik sowie als Machtkritik. Diese drei Formen der Kritik beziehen sich in der Regel auf Fehlformen, die dem Jesusimpuls nicht entsprechen. Dass der christliche Kulturraum in den vergangenen Jahrhunderten eine (ambivalente) Erfolgsgeschichte aufweisen kann, ist vielfältigen Komponenten, nicht aber dem Jesusimpuls zu verdanken.
Angehörige der christlichen Kirchen des Westens haben sich eine selbstkritische Haltung angewöhnt. Wir kommen aus einer Epoche, in der Kirchen-, Christentums- und Religionskritik Triumphe feierte und ins allgemeine Bewusstsein unserer Kultur eingedrungen ist. Zudem leiden wir unter dem „Glaubensschwund“ der christlichen Bevölkerungsteile, dem wir hilflos zusehen. Noch schwieriger wird unsere Selbsteinschätzung dadurch, dass andere Religionen (insbesondere der Islam) eine intensive und vitale Glaubenspraxis demonstrieren. Werden sie uns an die Wand spielen? Aus diesen Gründen verschwimmen für uns in der Regel zwei Diskussionsebenen:
(1) Was gelten Christentum und Religion in unserer Öffentlichkeit und
(2) wie können und sollen wir uns gegenüber anderen Religionen einordnen?
Auf beiden Frageebenen besteht für Verunsicherung kein Grund, vorausgesetzt allerdings, dass wir uns den Fragen offen stellen.
Wie sich inzwischen zeigte, konnte dem Christentum nichts Besseres passieren als die Welle der Kirchen-, Christentums- und Religionskritik, die im 19. Jh. begann und – in ihrer Massivität – abzuklingen scheint. Ein offener Umgang mit all dieser Kritik zeigt, dass sie jeweils berechtigte Anliegen formuliert, fragwürdige Verhaltens- und Denkweisen kritisiert hat, die dem Jesusimpuls nicht entsprechen. Insofern kann man alle klassischen Religions- und Christentumskritiker (Feuerbach, Marx, Nietzsche, Freud) heute zur Klärung der eigenen Situation einsetzen. Es geht um Kritik
(1) an einer selbstherrlichen Vernunft, die glaubte, Glaubensüberzeugungen in rationaler Manier objektivieren und beweisen zu können,
(2) an einer machtbewussten Religionsausübung, die meinte, gesellschaftlichen Einfluss, Definitionshoheit und moralische Vorstellungen durch Machtmittel durchsetzen zu können,
(3) an einer Haltung der Intoleranz und Arroganz, die glaubte, außerhalb ihrer Kreise und ohne sie gäbe es nur Bosheit und Irrtum.
Es ist zu hoffen, dass führende Kräfte des Christentums in diesen Punkten inzwischen viel gelernt haben und auf dem Wege der Selbstkorrektur sind.
Vor diesem aufgehellten Hintergrund kann deutlich werden, dass das Christentum seine eigenen, aus der jesuanischen Erinnerung gewonnenen Impulse in das Gespräch der Religionen einbringen und zur Geltung bringen kann. Dies geschieht am wirksamsten vor dem Hintergrund einer bescheidenen Grundhaltung. Für Zeiten des Umbruchs haben wir, Kinder einer ketzerischen Reformreligion, zwar ein gutes, geradezu zeitgemäßes Programm, weil es aus den Erfahrungen mit Gescheiterten und Verlorenen geboren ist. Aber auch das real existierende Christentum ist wie die anderen Religionen eine sehr ambivalente Wirklichkeit. Vor allem wäre es unchristlich, auf der Basis einer politischen oder kulturellen Erfolgsgeschichte zu argumentieren, die dem „christlichen Westen“ beschieden war. Dieser Erfolgsgeschichte haften zu viele Kompromisse und Fehltritte an, die nicht hätten passieren dürfen. Zur Selbstpräsentation des christlichen Glaubens gehört deshalb auch, dass man zu den problematischen Seiten dieser Glaubenstradition steht.
5.2. Weltgeschichtliches Novum
These 18:
Die wachsende Interaktion der Weltreligionen ist ein weltgeschichtliches Novum. Sie zeigt: Keine der Weltreligionen kann glaubhaft einen universalen oder sektoralen Eigenbesitz vertreten. Das gilt auch für das Christentum und für die Theorie des Christentums als „Erfüllung“ oder „Reinigung“ der Religionen. Aber alle Religionen bringen spezifische Erfahrungen in das Weltgespräch der Religionen ein.
Wir können uns der neuen, durch Jahrhunderte hin undenkbaren Situation nicht genug bewusst werden: Weltreligionen haben keine andere Wahl mehr, als miteinander zu reden, zu planen und zu handeln. So treten die Weltreligionen mit wachender Intensität als einflussreiche und unübersehbare Anbieter von Motivationen und Sinngebungen auf, die miteinander in Konkurrenz treten, die einander ergänzen, voneinander lernen können. Im Weltgespräch werden sie nicht an ihren inneren Glaubensformen, sondern an ihrem konkreten Verhalten sowie an dem gemessen, was sie in der Auseinandersetzung um die großen Weltprobleme an Lösungsvorschlägen und Impulsen geben können, was sie in ihren je eigenen Kulturkreisen und an allen Schnittstellen zu anderen Kulturen an Vermittlungen und Lösungen zu bieten haben.
Lange Zeit hat das westliche Christentum eine liberale Offenheit mit einem harten Ausschließlichkeitsanspruch kombiniert, indem es sich – wie schon gesagt – als Erfüllung oder Reinigung aller anderen Religionen verstand. Der darin versteckte Führungsanspruch ist inzwischen entlarvt; er kann sich nicht auf die Schrift berufen und wird von anderen Religionen nicht anerkannt. Ein fruchtbares interreligiöses Gespräch kann aber dadurch zustande kommen, dass eine jede Religion von ihren eigenen Erfahrungen berichtet und ihre eigenen Angebote ins Weltgespräch einbringt. Wenn das (mit aller Bereitschaft zu Kritik und zu Selbstkritik) gelingt, kommen Christentum und die anderen Religionen der Erfüllung ihrer ureigenen Aufgabe näher, nämlich im Vertrauen auf Gott für die Zukunft einer versöhnten Menschheit das Bestmögliche zu tun.
5.3. Vielfalt der Inspiration
These 19:
Zu nennen sind: Die Sorge für einen behutsamen und ausgeglichenen Umgang mit Welt und Mensch (chinesische Religionen), das Wissen um die Vielfalt göttlicher Spuren und um eine umfassende Weltgerechtigkeit (Hinduismus), das Wissen um die radikale Begrenzung von Welt und menschliches Vermögen (Buddhismus), die Erinnerung an einen rettenden Gott (Judentum), der Eifer für den Ausgleich von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit (Islam).
Das Christentum hat als kostbarstes Gut die Erfahrung anzubieten: Gottes vorbehaltlose und unter Menschen bewährte Güte wird auch durch den Tod eines Menschen nicht widerlegt; die Liebe ist stärker als der Tod. Diese Erkenntnis gibt der Solidarität, der „Compassion“ (J .B. Metz) und dem Einsatz für Benachteiligte eine besondere spirituelle Kraft.
Über die Liste der religionsspezifischen Beiträge soll hier nicht ausführlich diskutiert werden. Die hier aufgelisteten Schlagworte sind äußerste Reduktionen, die wegen ihrer hohen Abstraktheit beinahe schon wieder falsch sind. Deshalb ist es wichtig, sich kontinuierlich und so konkret wie möglich mit Realität und Selbstverständnis anderer Religionen zu beschäftigen. (Aufschlussreich zum Einstieg ist die 7-teilige Serie in der ZEIT „Die Weltreligionen“ (8. Februar bis 22, März 2007.)
Dabei wird auch klar: Jeder „Vorteil“ einer Religion bringt zugleich auch eine Kehrseite mit, die – in kritischer Haltung – ebenfalls zu akzeptieren ist. Dabei zeigt sich, dass die Weltreligionen keine Exklusivansprüche zu verteidigen und keine Exklusivangebote zu vergeben haben. In ihren existentiellen Grundfragen sind sich die Menschen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt viel zu nahe, als dass man völlig unterschiedliche Religionsentwürfe erwarten könnte. Wohl aber setzen verschiedene Religionen in verschiedenen Gewändern sehr unterschiedliche Akzente, wie einige Stichworte zeigen: Umgang mit Leiden und Tod, Sorge für soziale Gerechtigkeit, Vorrang der Gemeinschaft vor dem Einzelnen und umgekehrt, Akzentuierung des Diesseits oder eines Jenseits, Betonung von Weltgestaltung oder Ergebung, von Aktion oder Versenkung, Einbeziehung der Natur in die Frömmigkeitsformen.
Vor diesem Hintergrund lässt sich die Grunderfahrung Jesu als Grunderfahrung des Christentums ins Weltgespräch einbringen: eine vorbehaltlose Güte, die auch vom Tod nicht widerlegt wird. Von hier aus ergibt sich nicht, dass Christen Nächstenliebe oder Solidarität als exklusive Gabe anbieten, sondern dass sich solche Solidarität und „Compassion“ gegenüber den Benachteiligten in besonderer Weise entfalten kann.
5.4 Moralische Ressourcen der Humanität
These 20:
Die aktuelle, als apokalyptisch wahrgenommene globale Bedrohung der Menschheit schafft zum ersten Mal ein Bewusstsein gegenseitiger Kooperation und Solidarität. Dies führt nicht zu einem Verlust religiöser Identitäten, aber zum Gespräch über die Frage, wie sie gemeinsam ihren Auftrag zur Weltgestaltung wahrnehmen können. Dieses Gespräch macht deutlich, dass die Religionen nicht nur Forderungen zu stellen, sondern moralische Ressourcen anzubieten wissen. Die Goldene Regel ist mehr als eine gewollte Wertsetzung; sie ist vielmehr eine Werterfahrung, die sich allen Menschen guten Willens in der Praxis ihres Alltags aufdrängt. Unbestritten ist, dass das Christentum in Fragen des selbstlosen Einsatzes eine führende Rolle einnehmen kann.
Oben wurde in abstrakter Weise darauf hingewiesen: In der gegenwärtigen Epoche treten die Weltreligionen durch die Globalisierungsvorgänge auf vielen Sektoren von Kultur und Gesellschaft (Medien und Kommunikationsmöglichkeiten, Politik, Ökonomie, Migration) in gegenseitige Kommunikation und Interaktion. Dies war eine abstrakte Aussage, denn Institutionen und Systeme kommen einander nicht näher, indem sie einfach miteinander reden. Im Gegenteil, ungezielte Kommunikation und bloße ichbezogene Selbstmitteilung kann zu nie da gewesenen Entfremdungen und Aggressionen führen. Im Augenblick erleben wir das täglich im Fernsehen, in den Ängsten und Zerstörungstendenzen, die Minderheiten in Mehrheitskulturen oft entwickeln. Wenn Kommunikation und Interaktion also fruchtbar werden sollen, sind für Gespräche und Interaktionen deshalb Zielvorgaben unabdingbar.
Nun gibt es ein naheliegendes, zugleich die Weltreligionen verbindendes Thema: die aktuelle, höchst bedrohliche, oft als apokalyptisch wahrgenommene Weltsituation sowie die in Gewissheit übergehende Intuition, dass Besserung nur durch Kooperation auch der Weltreligionen herbeigeführt werden kann; denn mehr als andere Institutionen können sie Einfluss nehmen auf Mentalität, Motivation und Verhalten von Milliarden von Menschen. Die naheliegende, damit verbundene Zielvorgabe lautet also: Gespräche und Absprachen im Blick auf eine in Frieden versöhnte Menschheit. Wir wissen aus anderen Zusammenhängen, dass eine solche – als gemeinsam und notwendig erkannte – Themen- und Zielstellung Gespräche in Gang bringt, ohne die jeweilige Identität zu bedrohen. Es geht ja nicht um die Frage, wer wir sind, sondern um die Frage, was wir bewirken und tun können und wollen, wenn wir uns nicht den Ast absägen, auf dem wir sitzen. Es geht also in erster Linie um die Relevanz der Religionen, die eine jeweilige Identität zwar voraussetzt (und eventuell stärkt), diese aber nicht bedroht. Das schon genannte „Projekt Weltethos“ (These 2) bietet einen solchen Ansatz. Als Weg zum Kennenlernen und zu einem gemeinsam interreligiösen Solidaritätsbewusstein kann er auch von religionspädagogischer Bedeutung sein.
Das Projekt spricht von „Ethos“ und nicht von „Ethik“, weil es keinen Moralismus propagieren will („Wir müssen dies oder jenes tun“), sondern weil es zeigt, welche Motivationen, Regeln und Werte von den Weltreligionen faktisch gehütet und täglich neu entwickelt werden. Es geht nicht um moralische Aufrufe, sondern um moralische Ressourcen sowie um die erstaunliche Entdeckung, dass sie – quer durch die Weltreligionen sowie durch säkulare Weltanschauungen hin – ein hohes Maß an Deckungsgleichheit aufweisen.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die Tatsche, dass die klassischen vier, jederzeit ergänzbaren moralischen Regeln und Standards (These 2) von dem Gebot der Menschlichkeit zusammengehalten werden. In der Sprache der Religionen drückt sich dieses die anderen integrierende Gebot in der Goldenen Regel aus. Über deren Tragweite und innere Konsistenz gibt es Diskussionen, u.a. die Kritik von P. Ricoeur und vielen Ethikern, die Kants moralischen Imperativ der Goldenen Regel vorziehen. Es ist zuzugeben, dass die Goldene Regel ihre Horizontweite nicht selbst definiert. Wer also nur mit engsten Partnern umgeht, nur sein eigenes Haus hütet oder nur einen privaten Aktionskreis kennt, wird von der Goldenen Regel zu keinem verantwortlichen Welthandeln angeleitet. Doch ist diese Schwäche zugleich ihr Vorteil, denn sie bestimmt nicht selbst, auf welche Fälle sie anwendbar ist oder nicht. Das bedeutet, dass ihre schlichte Aussage ideologisch praktisch unanfällig ist, weil sie in einem jeden Fall der Anwendung schlicht dazu anhält, sich in die Perspektive des Anderen zu versetzen. Von ihren Botschaften und Problemorientierungen her setzen die Weltreligionen jedoch immer schon universale Zukunfts- und Gestaltungsperspektiven voraus. Die Botschaft lautet also nicht: Gegebenenfalls müsst ihr auf die Goldene Regel achten, sondern: Wie universal in Zeit und Raum eure Botschaft und eure Handlungskonzepte auch sein mögen, in jedem Fall und ohne Ausnahme habt ihr sie dem Humanitätsimpuls der Goldenen Regel zu unterwerfen. Die Goldene Regel produziert kein Weltbewusstsein, aber regelt es wie andere Handlungsbereiche auch.
Das Projekt Weltethos wird hier als wichtiges und sehr erfolgreiches Beispiel, nicht als die einzige Möglichkeit eines interreligiösen Weltgesprächs angeführt. Neben seinen inhaltlichen Gesprächen, die es bislang schon initiiert hat (Religionsdialoge, Politik, Wirtschaft, Pädagogik), kann es aber zeigen, dass Weltreligionen miteinander sprechen, einander ermuntern, auch zur Verantwortung rufen können. In de m Augenblick, in dem das geschieht, verliert die ängstliche Frage nach der eigenen Besonderheit ihren zentralen Stellenwert. Man vergisst sich selbst, wenn es um das Wohl der Menschen, die Rettung der Verlorenen und den Frieden der Welt geht.
Literatur:
– K. Armstrong, Die Achsenzeit. Vom Ursprung der Weltreligionen, München 2006
– J. Assmann, Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Altägypten, Israel und Europa, München 2000Assmann, Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur, Darmstadt 1998
– D. Crossan, Der historische Jesus, München 1994
– K. Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, München 1949
– H. Küng, Das Christentum, Wesen und Geschichte, München 1994
– H. Küng, Das Judentum, München 1991
– H. Küng, Credo. Das Apostolische Glaubensbekenntnis – Zeitgenossen erklärt, München, 1992
– H. Küng (Hg.), Dokumentation zum Weltethos, München 2002
Küng, Der Islam, München 2004
– J. Schröter, Jesus von Nazaret. Jude aus Galiläa – Retter der Welt, Leipzig 2006
– J. Schröter, Jesus und die Anfänge der Christologie, Neukirchen-Vluyn 2001
– G. Theißen, die Religion der ersten Christen. Eine Theorie des Urchristentums, Gütersloh 2000
(Vortrag 15.03.2007)