Nicht heilig, sondern katholisch III

III. Überwindung der Blockaden

Die Defizite, die sich in der römisch-katholischen Kirche aufgehäuft haben, sind enorm. Sie lassen sich nicht kurzfristig durch taktische Umstellungen, auch nicht durch eine Weltsynode regeln. Zu ihrer Überwindung bedarf es tiefgreifender Strategien, die ein verengtes und verhärtetes Glaubensbewusstsein, die empathielose Mentalität unseres theologischen Denkens, die Struktur der kirchlichen Institutionen sowie viele als selbstverständlich geltende Traditionen ändern. Weiterlesen

Der Preis der christlichen Freiheit Was eine neue gesellschaftliche Relevanz kostet

Die Meldung hat die Bischöfe erschüttert, als ob man sie nicht vorhergesehen hätte. Im Jahr 2022 verzeichnete die römisch-katholische Kirche mehr als 530.000 Austritte und alles steht dafür, dass dieser Trend sich 2023 fortsetzen wird. Offensichtlich hatte man an ein Wunder geglaubt, denn gemäß bekanntem Hierarchenjargon zeigt sich Kardinal Marx über diese Information „zutiefst bewegt“: „Was kann ich tun?“, fragt er sich, „was ist meine Aufgabe? Was ist unsere Aufgabe, unser gemeinsames Wirken?“ Diese Reaktion des neben dem Kölner Kollegen ranghöchsten Katholiken scheint mir phantasie- und orientierungslos. Weiterlesen

Rom enthüllt sein autoritäres Gesicht

Der Heilige Stuhl hat geschrieben. Rein technisch ist das natürlich nicht möglich, denn von schreibenden Stühlen weiß nicht einmal die Märchenwelt. Doch wer kennt sich in der atavistischen Rhetorik der vatikanischen Diplomaten- und Behördensprache schon aus? Weiterlesen

Ein Gespenst geht um in der Kirche, das Gespenst ihres geistigen Bankrotts

Und wenn du dich fragst: Warum hat mich das alles getroffen?, so wisse: Wegen deiner großen Schuld
(Jer 13,22)

Mit seiner Präsentation am 20.01.2022 in München hat das jüngste Missbrauchsgutachten von Westpfahl-Silker-Wastl (WSW)[1] Geschichte geschrieben; sofort begann eine bislang unbekannte Austrittswelle. Vier Tage später gestand Joseph Ratzinger seine Falschaussage mit neuen Ausflüchten ein, nach einer Woche übernahm Kardinal Marx die moralische Verantwortung für die Gräuel, die in München-Freising seit 1945 insgesamt 497 dokumentierte Opfer erdulden mussten, die hohe Dunkelziffer nicht eingerechnet. Die hartnäckigen Leugnungen und Relativierungen von Verbrechen, deren Vertuschung und die Vereitelung von Konsequenzen wurden endgültig entlarvt. Weiterlesen

Vertrauensvorschuss oder Selbstbetrug? – Zum Buch DIE TÄUSCHUNG von Norbert Lüdecke

Es ist ein außergewöhnliches Buch. Außergewöhnlich sind sein Rigorismus und intellektueller Scharfsinn, außergewöhnlich die Präzision seiner historischen Recherchen, außergewöhnlich auch seine sprachliche Virtuosität, obwohl sich manche Begriffe überdrehen und zu selbstgefälligen Kunstprodukten stilisieren. Wir bewegen uns im Raum der römisch-katholischen Kirche Deutschlands, deren beispiellose Krise der Erklärungen bedarf. Lüdeckes These über die Unaufrichtigkeit bischöflicher Erneuerungsversprechen ist so überzeugend wie für die Bischöfe vernichtend: Weiterlesen

Widerspruch ja, aber wogegen? Die römische Instruktion fordert eine „pastorale Umkehr der Pfarreien“

Unerwartet hat die römische Instruktion zur „pastoralen Bekehrung“ (29.06.2020) viele Bischöfe und die Reformkräfte im Widerspruch vereint. Diese römische Pfarrei-Instruktion hat zu einer breiten Protestwelle geführt. Dass Reformgruppen ihren Widerspruch einlegten, war zu erwarten. Neu war, dass sich 14 von den 27 deutschen Diözesanbischöfen dem Widerspruch anschlossen. Weiterlesen

Visionen bitte, statt nostalgischer Nabelschau!

DIE ÖKUMENE HAT IHR REFORMPOTENTIAL VERSPIELT

„Die große Zeit des Christentums liegt nicht hinter uns. Sie liegt noch vor uns“, mit solch ungetrübter Zuversicht kommentierte Kardinal R. Marx den ökumenischen Jubiläumsbeginn der Reformation (ZEIT, 27. Okt. 2016). Ich würde ihm gerne zustimmen, doch der Zustand der Ökumene spricht für das Gegenteil. Seit 50 Jahren versucht man sich in Vergangenheitsbewältigung, doch keine der großen Blockaden ist aus dem Weg geräumt. Erfolglos ging es erst um Konsens, dann um Konvergenz, schließlich nur noch um versöhnte Verschiedenheit. Amts- und Eucharistieverständnis bleiben umstritten, das Verhältnis von Schrift und Tradition ist ungeklärt. Das Papsttum mit seinen Exklusivansprüchen sorgt nach wie vor für Streit. Weiterlesen

Weltethos – Die Reformation des 21. Jahrhunderts?

Vom Weg in ein zukunftsfähiges Christentum

Herbst 2016, geraume Zeit schon laufen die Vorbereitungen zum Reformationsjahr auf vollen Touren. Seit 2008 läuft die Lutherdekade mit zentralen Themen wie Reformation und Bekenntnis (2009), Bildung (2010), Freiheit (2011), Musik (2012), Toleranz (2013), Politik (2014), Bild und Bibel (2015), Reformation und die Eine Welt (2016). 2017 soll sie im Reformationsjubiläum kulminieren. Die theologischen Fakultäten haben sich fit gemacht; abgehalten wurden Vorlesungsreihen, Symposien, Veranstaltungen in den Akademien. Margot Käßmann hat ihre weltweite Werbetour mit den bunten Lutherstatuen aus Plastik abgeschlossen und die Schlosskirche in Wittenberg ist rundum saniert. Viele freuen sich über das erste wirklich aufgeklärte Lutherjubiläum, doch andere rufen: „500 Jahre Luther sind genug“. Weiterlesen

Ziele und Strategien einer Gemeindereform 50 Jahre nach dem Konzil

Die meisten Reformgruppen sind überaltert; auch den jüngeren Gruppen gelingt es nicht, unter jungen Menschen Fuß zu fassen. Damit sind die Gemeinden der römisch-katholischen Kirche Deutschlands hilflos mit einem dramatischen gesellschaftlichen Relevanzverlust konfrontiert. Deshalb müssen sich die noch vorhandenen aktiven Gruppen einer grundlegenden Sach- und Strategiediskussion stellen. Weiterlesen

Was ist die Alternative? – Zur Ökumene fällt Rom schon lange nichts mehr ein

Der 29. Juni 2007, noch keine zwei Jahre her, ist einer der schwärzesten Tage für die Ökumene. Oder hat sich die Finsternis vom August 2000 (Dominus Iesus) nur wiederholt? Erinnern wir uns: Damals stellte Joseph Ratzinger in einem großen Rundumschlag fest, dass keine Religion an die christliche, keine christliche Kirche an die katholische, keine Hochachtung gegenüber Jesus an den altkirchlichen Glauben an dessen Gottheit herankommt. Weiterlesen

Die Zeit drängt – Zur Situation der Ökumene

Ein halbes Jahrhundert nach dem 2. Vatikanischen Konzil haben die ökumenischen Beziehungen ihren Glanz verloren. Dennoch steht und fällt mit ihnen die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft. Dabei ist klarzustellen, dass weder die Kirchen noch ihre Ökumene Selbstzweck sind. Sie haben der Gesellschft zu dienen. Weiterlesen