Vertrauen das trägt – Rechtfertigung bei Hans Küng

1. Einleitung: Zeit des Aufbruchs

Im Jahr 1948 betritt Hans Küng, ein kritisch republikanischer Geist aus der Schweiz, das römische Institut Germanicum, dessen Alumni an der päpstlichen Universität Gregoriana drei Jahre Philosophie und vier Jahre Theologie studieren. Das Germanicum wurde 1552 von Papst Julius III. gegründet und den Jesuiten mit dem Ziel übergeben, zur Überwindung der Reformation eine Elite von Theologen heranzuziehen. Ein Großteil der deutschen Bischöfe ist durch diese Kaderschmiede gegangen. In der Ausbildung ging es um Klärung, Profilierung und Systematisierung der römisch-katholischen Glaubenslehre. Als nach 1945 in Rom wieder intensive internationale Begegnungen möglich waren, wurde es zum Brennpunkt einer weltoffenen Theologie, die neue Strömungen begierig aufnahm. Dazu gehörten ein hohes Interesse an neuen philosophischen Impulsen, insbesondere am Existentialismus, ein geschichtliches Denken sowie ein interessierter ökumenischer Blick. Man wollte die Verhärtungen der Neuscholastik und ihrer strengen „Kontroverstheologie“ hinter sich lassen. Weiterlesen

Zur inneren Dynamik und zukünftigen Relevanz von Hans Küngs Werk

Motive – Grundentscheidungen – Visionen

Sie haben mich nach Luzern, einen der entscheidenden Lebensorte von Hans Küng, zu einem Vortrag eingeladen, der die Reihe der Hans KüngWeltethos Lectures eröffnet. Dafür danke ich Ihnen sehr, für mich ist das eine Ehre und Herausforderung zugleich.

Dabei ist mir klar, dass Hans Küng vom bloßen Wiederkäuen alter Ideen nicht viel hielt. Dennoch ist es sinnvoll, zu Beginn dieser Reihe noch einmal den Blick auf diesen großen Menschen und Theologen zu lenken. Ich stelle die Frage: Welche Motive, Grundentscheidungen und Visionen haben seinen außerordentlichen Weg geebnet, den er trotz massivster Widerstände gegangen ist? Weiterlesen

Wider das destruktive Menschenbild der römisch-katholischen Kirche. Warum eine neue Sexualmoral nicht ausreicht

„Leben in gelingenden Beziehungen“, diesen sympathischen Titel gab Forum IV des Synodalen Weges (SW) seinem Basistext zu Fragen der Sexualität (in zweiter Lesung verfügbar). Zu Beginn geht er kurz auf die skandalösen Anlässe ein, die zum SW führten, dann bemüht er sich möglichst kontextfrei um eine prinzipielle, theologisch und anthropologisch verantwortete Stellungnahme. Die klassischen römisch-katholischen Diskussionspunkte werden zurückhaltend besprochen. Es geht um das neutestamentliche Eheverständnis, die genitale Fixierung der kirchlichen Sexualfragen, aber auch um die positiven und gesamtmenschlichen Seiten der Sexualität, die verschiedenen Geschlechtsidentitäten, auch über Sinn und Grenzen des katholischen Eheverständnisses sowie um die leidige Frage nach der künstlichen Geburtenregelung. So ist dem Forum ein weit gespannter und zeitgemäßer Entwurf gelungen. Weiterlesen